Albergue de Peregrinos

Ja genau, wir sind zu Pilgern geworden, nachdem wir einen schönen Tag lang durch die Hügel voller Oliven-, Mandel- und Pfirsichbäume, durch riesige Felder voller Weinstöcke und viel wilder Natur gekurvt sind, über schmale, geteerte Strassen.
DSC_1087 IVHaben einige ganz kleine Dörfer durchquert, wo wir uns schon fragen, wie kann man hier noch leben? Eine Kirche hat es, eine oder vielleicht sogar 2 Bars, wenn‘s hoch kommt noch eine Panaderia (Bäckerei), die nebenbei noch ein kleines Sortiment an anderen Waren hat. Um die Mittagszeit sehen wir einen Schulbus, der im Dorf einige Kinder rauslässt, wir machen einen Halt in der Bar und essen ein Bocadillo.

Und hier erfahren wir durch den Fernseher von den Attentaten in Paris!
Die schlimmen Nachrichten erreichen uns immer.

Als wir in Petrolá ankommen, müssen wir „Damian“ anrufen, die Nummer hat uns Pablo mitgegeben, er ist zuständig für die Herberge, die sich als Anbau an die Kirche entpuppt. Ich kann die Schlüssel abholen, und nach etwas probieren am Schloss, geht die Türe auf. Ich erwarte einen kleinen leeren Raum, wo wir unsere Mätteli in einer Ecke platzieren können, aber völlig falsch: Da stehen zwei grosse schwere Tische mit 12 Stühlen, eine alte Orgel, verschiedene Gasöfeli und eine alte Kommode, und hinter einer Falt-Wand zwei ganz neue rote Etagenbetten, die Matratzen noch im Plastik eigehüllt, daneben noch eine Orgel und diverse Möbel und Gestelle, die man vielleicht mal in der Kirche gebraucht hat. Es riecht etwas müffelig und ist s…kalt da drin! Mit etwas Gewalt öffnen wir den zweiten Türflügel und lassen noch die letzten Sonnenstrahlen und die Restwärme des Tages hinein. Beim Zumachen gibt’s ein Problem, die Türe klemmt und nur mit etwas brachialer Gewalt können wir sie wieder schliessen! Martin hat sich schon drangemacht einen Ofen in Betrieb zu nehmen, das dauert ein wenig, wir wissen nicht so genau wie die funktionieren, aber so nach 10Minuten beginnt das Öfeli zu heizen. (Ventilatoren stehen auch herum, die wären einfacher zu bedienen!) Seit Ende September war niemand mehr hier, das können wir im Gästebuch lesen. Und nach uns wird sehr wahrscheinlich bis nächsten Frühling auch niemand mehr kommen.
Martin versucht, eine Internet-Verbindung zu bekommen und siehe da, Petrolá offeriert 2 Stunden am Tag gratis Wifi. So können wir uns richtig informieren und wissen nun über die grauenvollen Taten, die in Paris verübt wurden.
DSC_1089 IVWir schliessen die Falt-Wand, nachdem wir alle notwendigen Dinge in den hinteren Teil gebracht haben, und mit Gasofen und Kochen auf dem Benzinkocher bringen wir den etwa 3 Meter hohen Raum auf knapp 17 Grad, ohne Wind schon ganz warm! (wir haben ja auch die warmen Unterhosen angezogen, als wir angekommen sind.)
Die Nacht verbringen wir in den oberen Betten, die Wärme steigt ja, und es ist gar nicht übel, nur das viertelstündliche Geläute der Kirche ist etwas gewöhnungsbedürftig. Das stellt dann aber nach 23Uhr auch ab.