Cabo de Gata
Die Weiterfahrt wird hügelig, es geht immer wieder ziemlich bergauf und wieder runter, unsere Tages-Etappen sind nicht mehr so lang, es gibt viel zu sehen und zu entdecken.
Gerade sind wir in einem Städtchen unterwegs, wollen noch einkaufen fürs Abendessen, da überholt uns ein Radfahrer, hebt den Daumen in die Höhe, „richtig macht ihr das!“ ein Deutscher, und hintennach seine Frau, wir wechseln ein paar Worte, woher kommt ihr etc. und dann fragt sie: Seid Ihr die berühmten Schweizer, die mit dem Fahrrad unterwegs sind? Was? berühmt? Sicher nicht! Aber wir finden schnell heraus, dass unsere englischen Bekannten, Debbie und Steve, von uns gesprochen haben. Die waren nämlich lange Nachbarn auf dem Camping-Platz. Wolfgang und Gertrud fahren auch Fahrrad-Touren, sind aber diesen Winter mit einem selber ausgebauten Bus unterwegs. Spontan laden sie uns auf „ihren“ Camping ein, wir kaufen noch ein und haben das Glück, auf ihrer Parcela unser Zelt aufstellen zu dürfen, als Gäste. Und weil sie schon so lange auf dem Platz sind, kostet das nichts!!!! Die beiden helfen uns wo sie können, kochen Kaffee und dann sind wir am Palavern, wie das so geht, wenn sich Gleichgesinnte treffen, die Zeit vergeht wie im Nu! Nach dem Abendessen setzen wir uns zusammen in Ihren Bus, gemütlich trinken wir eine Flasche Wein zusammen, es wird spät!
Nach dem gemeinsamen (eher späten) Frühstück, packen wir zusammen und sie begleiten uns, oder besser gesagt, sie führen uns an die Küste und begleiten uns bis zum Dörfchen Puntas de Calnegre, ein sehr schöner Weg, eigentlich eine Piste durch die wilde Landschaft, ohne Häuser und Zivilisation. Wer einen Camper hat, der solche Pisten zu fahren vermag, hat sich ein Plätzchen irgendwo mit Meersicht ergattert, die Polizei kommt nicht so oft vorbei, nein, es kommen Verkäufer mit Gasflaschen, Brot und Früchten vorbei, hier wird schon geschäftet! Einsam ist es nicht, es hat sehr viele Camper, und wir kommen auch an der „Ziegenwiese“ vorbei, das ist wie ein Zeltplatz, da stehen mindestens 30 Wohnmobile in allen Grössen, und Wolfgang sagt uns, das letzte Mal hätte es sicher 50 gehabt! Wir können uns hier nicht hinstellen, es hat keine Infrastruktur, keine Toiletten, kein Wasser, das muss man selber dabeihaben, das ist die Voraussetzung hier. Wild zelten kann man nur an einem einsamen Ort! Vielleicht später!
Nach einem kleinen Imbiss in der Bar am Meer, verabschieden wir uns von den Beiden, sie fahren zurück, wir weiter. Viel Glück bei Euren weiteren Plänen!
Am Ende des Dorfes steht eine Albergue, ich habe im Internet noch geschaut, ob sie offen ist, aber ljetzt ist da alles geschlossen. Eine Telefonnummer ist auf dem Schild angeklebt für Reservas. Da rufe ich an und spreche mit einer Frau, die mir zuerst sagt, dass man zum Voraus reservieren müsste, aber sie schaue mal, ich solle in 15 Minuten noch einmal anrufen. Ok, wir warten in der Sonne, nicht gerade vor dem Tor, aber schon nach knapp 10 Minuten höre ich einen Mann sprechen, wir gehen schnell um die Ecke und dürfen schon rein! Wieder mal Glück gehabt! Der Mann zeigt uns das Zimmer, seine Frau komme bald und mit ihr könnten wir dann das Geschäftliche erledigen, er wisse nicht wieviel das koste. Na gut, mehr als 40€ dürfen es nicht sein, im Internet steht dieser Preis. Wir haben ein gutes Zimmer im ersten Stock mit Balkon, Meerblick! Herz, was begehrst Du mehr?! Wir geniessen die letzten Sonnenstrahlen im Windschatten. Danach schreibe ich noch ein bisschen, wir haben hier auch Wifi.
Am nächsten Morgen kann ich den Sonnenaufgang über dem Meer vom Balkon aus beobachten, einfach traumhaft schön.
Einkauf im kleinen Laden im Dorf, wir werden wieder durch ziemlich unbewohntes Gebiet fahren, auch ein kleiner Pass ist zu bewältigen. Da muss der Vorrat schon gefüllt sein! Wir sind jetzt im Parque Natural del Cabo de Gata!
Die Strasse und der Pass sind wirklich gut zu befahren, keine steilen Abschnitte, wir werden nur von ein paar Autos und Töff -Gruppen überholt. Fast oben angekommen, fallen uns fast die Augen aus dem Kopf: Da kommt ein voll beladenes Tandem von oben! Die ersten Tourenfahrer, die wir antreffen!!! Es ist ein australisches Paar, schon seit 5 Jahren unterwegs auf dem blauen Tandem, er ist 70 Jahre alt, und wir sind schwer beeindruckt. Sie haben einen Blog auf einer Homepage, die heisst: crazy-guys-on-a-bike, und dort muss man Tandem eingeben und dann noch die Strecke, wo sie gerade fahren, und da findet man sie. (wir haben natürlich am Abend dann geschaut ob wir sie finden, und da war schon ein Foto mit uns drin! Die sind viel mehr up-to-date, als ich! Ihr werdet das ja erst ein paar Wochen später lesen.)
Ganz oben dann noch eine Überraschung, da kommt gerade noch einmal ein Tourenfahrer daher, diesmal ein Deutscher der zwei Wochen Ferien hat und der Küste entlang fährt. Mit ihm tauschen wir Infos aus, die für uns oder ihn wichtig sein könnten.
Nächster Camping in Aguilas ist erfreulich einfach und unkompliziert, zwar sind Laden und Restaurant noch geschlossen, aber wir bekommen trotzdem eine Flasche Wein, bevor die Leute hier Feierabend machen. Der Platz ist bevölkert mit Franzosen-Wohnmobilen, das erste Mal, dass wir auch diese Landsleute sehen.
Die nächste Tagesetappe führt ziemlich an der Küste entlang, hügelig und windig, ziemlich anstrengend. Irgendwo begegnen uns eine Gruppe Mountainbiker, die mit vollem Tempo an uns vorbeirasen, und der eine schreit: Foto, Foto! Gerne!
In Mojacar finden wir wieder einen ganz unkomplizierten Camping, auch dieser etwas in die Jahre gekommen, aber gerade deshalb sehr passend für uns, da wir uns einen Platz aussuchen können. Es hat eine Wiese, wo wir dann unser Zelt aufstellen. Der Wind ist nicht so stark, aber wir ziehen die Zeltschnüre trotzdem an, man weiss ja nie. Und wie recht wir hatten, merken wir schon am Abend, da beginnt der Wind zu blasen, Böen ziehen durch die Bäume und wir sind froh, dass wir unsere Mahlzeit im Zelt vorbereiten und nach dem Kochen auch drinnen essen können!
Wir haben beschlossen, einen Tag hier Pause zu machen, schon 6 Tage ohne Unterbruch sind wir unterwegs, denn am 13. März müssen wir in Granada sein, unsere Tochter besucht uns! Die Fahrräder lassen wir in Almería, da suchen wir auch noch ein sicheres Plätzchen, aber bei Warmshower werden wir sicher fündig.
Die ganze Nacht windet es stark, und am Morgen, als ich das Zelt aufmache, sehen wir graue Wolken vorbeiziehen. Im Laufe des Morgens beginnt es dann tatsächlich zu regnen. Wir verziehen uns ins Zelt, und ich schreibe ein wenig für meinen Blog. Die Temperatur sinkt, und wir sind froh, als gegen Abend der Regen aufhört und wir eine Einkaufstour ins Dorf machen und uns etwas bewegen können.
Der nächste Tag beginnt mit strahlend blauem Himmel, die ganze Nacht hat es wieder gewindet, dass ich beinahe Angst bekommen habe, dass plötzlich ein Baum umfällt.
Frohen Mutes packen wir zusammen, es geht weiter, wieder durchs Naturschutzgebiet, wir halten an verschiedenen schönen Plätzen, die Strände müssen hier im Sommer voller Leute sein, grosse, momentan leere Parkplätze zeugen davon. Heute haben wir einen guten Tag, der Wind kommt von Osten, heisst: wir haben mal Rückenwind, und das ist wirklich erwähnenswert!!!!
In Agua Amarga, einem hübschen kleinen weissen Dorf, wollen wir uns einquartieren, der nächste Camping ist noch fast 30km weiter, aber die B&B und Hotels hier haben keine günstigen Preise für uns, auch wenn das Haus sonst leer bleibt, und es bleibt leer, wir fahren nämlich weiter, mit dem Wissen, dass wir vielleicht wieder mal wild campen müssen/dürfen! Aber wir brauchen ja einen gewissen Druck, um uns an dieses Abenteuer zu wagen! Aber wir fahren toll weiter, durch eine wunderbare, karge, fast steppenartige Gegend, kaum Verkehr, nur wir und die Natur.
So kommen wir in Las Negras an, wo es einen Camping hat, der sogar offen ist! Und auch hier dürfen wir uns einen Platz suchen, wir bekommen sogar einen Rabatt, obschon unsere Campingcard 2016 noch nicht in unseren Händen ist, bestellt und bezahlt ist sie, und wird nach Granada geschickt. Auch dieser Camping gefällt uns sehr, viel schöner als die „Parkplätze“, wo die Campers mit ihren Wohnmobilen übernachten können. Sogar der Laden hat eine Stunde offen, so dass wir unser Picknick ergänzen und den Wasservorrat auffüllen können.
Am Morgen gehe ich früh an den Strand, die Stimmung ist einfach superschön, hier ist ein Plätzchen, das müssen wir uns merken! Heute geht’s aber weiter, San Jose ist das Ziel, wir haben heute keine lange Strecke vor uns, absichtlich, wir wollen die Gegend anschauen und die Natur geniessen.
Auf einem kleinen Pass füllen wir unsere Wasservorräte auf mit feinem, nicht gechlorten Wasser! Die Häuser werden jetzt immer mehr andalusisch, weiss gekalkt und der Frühling macht sich sehr bemerkbar, es blüht in den windstillen Ecken!
Der Wind macht den Genuss aber wieder einmal zum Verdruss, er weht nämlich von vorne und ziemlich unregelmässig, böig und wir kommen kaum voran. Hinter einer Mauer müssen wir mal Schutz suchen, es geht ja auch noch hinauf! Zwischen zwei Mauern essen wir unser Picknick, die Sonne ist hinter grauen Wolken verschwunden und die Temperatur wieder runter, und als wir dann in San Jose ankommen noch ein Frust: der Camping hier, mitten im Touristenkuchen, ist noch geschlossen!
Was machen wir? Es ist kühl, die Albergue, die wir anpeilen, ist leer und auf die angeschriebene Telefonnummer antwortet niemand. Ah ja, Booking! Hier schaue ich schnell, was denn hier offen hat und günstig wäre. Zwei Nächte sollen es sein, wir haben nämlich noch ein Treffen abgemacht für morgen Mittag! Ich buche ein Zimmer für zwei Nächte, bekomme so 40% Rabatt, und nach einem Kaffee und angemessener Wartefrist, checken wir da ein. Die Velos dürfen in den Keller, da ist im Sommer wahrscheinlich ein Restaurant. (das kennen wir ja schon aus Teruel) und wir unter die heisse Dusche!Das treffen wir immer wieder an: die Standplätze der “Wild-Camper”, heisst, wo sie nichts bezahlen müssen. In 2-3 Reihen hintereinander stehen diese Riesen auf Plätzen wie hier, die im Sommer sicher als Parkplatz für die Bar und den Strand genützt werden.
Liebe Barbara, deine Schreibweise ist fast so schnell wie euer Fahren. Es macht so richtig Spass euch zu begleiten und mitzufiebern. Tolle Fotos, und ich glaube auch, dass es Spass macht, sogar wenn es anstrengend ist! Also wenn die Sommertouristen noch nicht da sind, sieht es paradiesisch aus! Wenn die dann kommen, seid ihr eh schon über alle Berge.
Weiterhin viel Gelassenheit, die Übernachtungssuche scheint bisweilen sicher auch nervig zu sein……
Mir ist kürzlich grad eine Foto von euch zwei in die Finger geraten, als ihr vor Urzeiten in Südamerika wart. Ihr seht immer noch genau gleich aus, bloss ein paar Jährchen älter!
Weiterhin gute Fahrt!