Der Küste entlang bummeln
Am Dienstag nach Ostern fahren wir bei warmen Temperaturen los, Richtung Barcelona, das wir einen Tag später per Zug erreichen, von Sitges bis ins zum Hafen nehmen wir den Zug. Die Strecke ist eigentlich nur kurz, aber leider sehr befahren mit vielen Autos und Lieferwagen, die es immer eilig haben, aber trotzdem nicht die Autobahn nehmen wollen. Wir sind diese Strecke nun schon zweimal selber gefahren, heute habe ich keine Lust dazu.
In Barcelona ist es bewölkt und eine Jacke kühler, als wir das Hafengebiet erreichen, beginnt es zu nieseln, mit Gegenwind, klar. Da es gerade Mittagszeit ist, stellen wir unsere Räder unter ein Dach und essen ein Stück Pizza, drinnen in so einem Fastfood-laden. Dazu beobachten wir den regen Touristenverkehr, wir hören englisch, französisch, japanisch und/oder chinesisch, einige kommen rein und bestellen ihr Mittagessen, andere einen Kaffee. Wir sind froh, dass wir die Stadt verlassen können, es ist uns nicht nach Stadtleben. Nein, wir wollen wieder etwas Natur, dafür müssen wir aber etwa zwei Tage fahren, damit wir aus den Ferien-Touristenorten kommen, die nahtlos ineinander übergehen, meistens mit der stark befahrenen National-Strasse und der Zug-Linie genau vor der Küste. So fahren wir auf den Paseos maritimes, die, je nach Gemeinde, für Fahrräder erlaubt oder verboten sind. Da der Wind aber ziemlich aufgefrischt hat, sind wir fast die einzigen unterwegs, mal hat es ein paar Jogger oder Mountainbiker, ganz selten eine Frau mit Kinderwagen.
Gegen 17 Uhr erreichen wir den Camping Barcelona, ein riesiger Komplex mit vielen Bungalows, Restaurant mit Vollpension, Bar und vielen, vielen Leuten. Wir können gerade noch einchecken, und ersparen uns eine längere Wartezeit, bevor eine Gruppe, die mit dem Bus angereist kommt, die Rezeption füllt und diese für längere Zeit beschäftigt. Wir bezahlen 26 Euro, das ist der Preis für eine kleine Parzelle, weil Barcelona nahe und teuer ist. Vom Camping aus kann man mit einem Gratis-Shuttlebus in die Stadt fahren. Eigentlich ist der Platz nicht sehr reizvoll, aber der Besitzer hat sein Geschäftsmodell ganz auf die Barcelona-Touristen abgestimmt und scheint viel Erfolg damit zu haben. Hier sehen wir das erste Mal wieder andere Zeltler, eine Frau zu Fuss, mit dem Rucksack, andere mit dem Auto.
Wir verzichten am nächsten Tag auf den Shuttlebus und fahren selber Richtung Nordosten weiter, noch durch ein Städtchen, wo reges Samstags Treiben herrscht, am Strand wird ein Rallye für alte Autos abgehalten, wir spazieren durch die parkierten “Oldtimer”, von denen einige in unseren jungen Jahren noch ganz aktuelle Modelle waren!
Nun aber Richtung alte Küstenstrasse, die durch hügeliges Gebiet, rauf und runter führt und ein richtiger Augenschmaus ist. Endlich viel grün und blau und fast keine hässlichen Gebäude mehr, die überall die ganze Küste „zieren“. Die Zug-Linie und die National-Strasse sind abgebogen und fahren durchs Landesinnere nach Girona. Gemütlich kurven wir, mit vielen Renn-Radfahrern (es ist Samstag, die Spanier sind auch unterwegs) auf dieser Strasse, verweilen wo es uns gefällt, wenn es nach Pinien, manchmal nach Rosmarin und Feigenbäumen duftet und der Ausblick zu atemberaubend wird.
Die Campings kosten nun alle um die 18-20€, was schon ein Unterschied ist zu letztem Jahr, wo wir oft 15 -17 € bezahlt haben. Sogar mit ACSI-Card-Ermässigung sind es 19€, und wir bezahlen meistens den gleichen Preis, auch ohne Fahrzeug und Elektrizität. In Spanien hat der Tourismus im letzten Jahr so viel zugelegt, dass alle davon profitieren wollen.
Ach ja, diese ACSI-Card, die hatten wir ja noch in Alicante bestellt, da diese aber mit zwei dicken Bücher verschickt wird, kam das Packet nicht in der angegebenen Zeit an (12 Arbeitstage), so sind wir ohne sie losgefahren, ist nicht so schlimm, haben wir gedacht. Aber schon bald gemerkt, dass wir auf den guten Willen des Personals des jeweiligen Campings angewiesen sind, wenn wir unsere Geschichte erzählt haben. Unterdessen hat uns der Concierge des Hauses in Alicante geschrieben, dass das Packet endlich angekommen ist, genau 25 Tage hat es gebraucht! Unser Freund Fran hat es geholt, ausgepackt und schickt uns nun die Karte in einem Brief hierher, in den Camping, wo wir uns jetzt aufhalten und wir hoffen, dass ein Brief von Alicante nach Palafrugell wirklich nur 3-4 Tage braucht, wie von der Post versprochen wurde.
Da die Tage vor Ostern so warm waren, haben wir uns gedacht, jetzt ist die Zeit gekommen, um uns ein wenig an die Sonne zu legen, hier in einem Camping. Er ist sehr ruhig gelegen, aber nur 3 Kilometer vom nächsten Städtchen entfernt, wo es Einkaufsmöglichkeiten gibt.
Morgens beobachte ich oft einen Eichelhäher, der hier in der Umgebung zuhause ist und zur Futtersuche auf dem Gelände herumspaziert. Daneben hat es den wunderschönen, braunen Wiedehopf, der mit seinem langen Schnabel die Würmer aus der Erde zieht und sehr elegant aussieht mit seiner Federhaube. Dann die Spatzen, Amseln, Finken und Tauben, und viele andere, die ich oft nur höre aber nicht sehe oder nicht kenne. Oder die Eichhörnchen, die verspielt an den Bäumen herumturnen. Das Vogelkonzert am frühen Morgen ist auf jeden Fall wunderschön und erfreut mein Herz! Wie schön es doch ist, draussen zu erwachen und zuzuhören!
Der Wind ist wieder kraftvoll und kühl, so dass wir eher im Zelt oder in der Bibliothek windgeschützt lesen oder am Laptop sitzen, anstatt die Sonne zu geniessen.
Es hat ziemlich viele Leute hier, neben den Spaniern auch von Holland, Deutschland, England, Belgien und Frankreich, immer wieder haben wir interessante Gespräche mit diesen Menschen, die entweder vom Überwintern im Süden kommen oder seit Jahren hierher in die Ferien fahren. Meistens sind wir die Jüngsten, und immer die Einzigen, die nur mit Zelt und Fahrrädern unterwegs sind. Aber das stört uns nicht, wir geniessen es, draussen zu sein.