Etappenziel erreicht!

Bei der Fahrt auf die andere Seite des „Mittelfingers“ sehen wir Kühe durch die Büsche wandern, die haben Glück gehabt, sie können draussen weiden! Wie wir auch, wir spüren die Wärme der Sonne, spüren wie es kühl wird, sobald sich Wolken davor schieben, spüren die Höhenunterschiede. Wenn es bergauf geht, schwitzen wir im T-Shirt, wenn es runtergeht müssen wir Windjacken und Handschuhe anziehen, erst recht, wenn wir im Schatten fahren.
Die alten Wohntürme in der Region Mani sind ganz aus Stein gebaut, fast alle (Ferien)Häuser werden in diesem Stil gebaut, wir wundern uns nicht, denn hier ist die Landschaft vor allem eines, voller Steine und Felsen. Ich frage mich, wie da überhaupt etwas wachsen kann. Die Olivenbäume sind nur noch klein, knorrig und man sieht, dass sie rauen Winden ausgesetzt sind.

Wir wohnen zwei Nächte in so einem Turm, der Raum ist dunkel, die Fenster gar klein und es ist kaum zu heizen! Es ist eine ganze Anlage und wir fragen uns, wie das wohl im Sommer ist… na ja, das fragen wir uns ja öfters ;-)

Wir besuchen eine Tropfsteinhöhle, lassen das Gepäck im Zimmer, da es ziemlich runter geht und dann ja auch wieder hinauf. An diesem Tag hat es wieder mal viel Wind, zuerst Gegenwind, so stark dass wir in die Pedale treten müssen um runter zu fahren. Wir sind allein da mit allen Angestellten, müssen warten, weil im Boot 6 Leute Platz haben. Vielleicht kommt gerade noch jemand?! Man sieht sehr gut, dass sich hier im Sommer viele Leute tummeln, ein grosser Parkplatz und die vielen Angestellten, die jetzt nur rumhängen und nichts zu tun haben. Der Preis sind stolze 15,-€ pro Person, keine Winter-Ermässigung wie in Epidaurus. Wir haben Glück! Ein australisches Paar hat heute Morgen die gleiche Idee wie wir, nämlich die Höhlen zu besichtigen! Und dann dürfen wir, ausgestattet mit Schwimmwesten, ins Boot steigen und werden durch die Höhle gestakt.

Achtung, Köpfe einziehen, die Durchfahrt ist manchmal sehr knapp, seitlich, aber auch in der Höhe. Es ist ganz still, man hört nur das Tropfen und Plätschern des Wassers, die Höhle ist faszinierend schön. Leider bekommen wir gar keine Informationen über die Höhle, weder geschrieben noch dass der Bootsführer uns etwas erzählen würde! Wie sie gefunden wurde, oder wie alt sie ist, oder dass sie von Piraten benutzt wurde, oder dass ein 14km langer Tunnel gefunden wurde, und es wird vermutet, dass der bis nach Sparta gehen könnte, damit damals die Spartaner in ihren Kriegen auf diesem Weg den Feind überfallen konnte oder sich nach Hause verziehen konnten, oder,….Alle diese Informationen haben wir später im Internet gefunden.

Wir plaudern noch mit dem Paar, die mit einem Auto, so einer Art Berlingo, unterwegs sind, von London aus gemütlich durch Europa bis hierhergefahren sind und oft im Auto übernachten! Sie haben auch sehr kalt in der Nacht!

Der Wind hat nun noch mehr aufgefrischt, aber jetzt haben wir Rückenwind! Unser Plan, den Nachmittag auf dem Dach des Turms in der Sonne zu geniessen, fällt ins Wasser, buchstäblich, der Wind hat Wolken übers Meer geblasen, die jetzt sogar etwas Regen bringen. Wir verbringen den Nachmittag also in dem dunklen Turmzimmer und lesen und schreiben,…ich kann mir gut vorstellen, wie es für die Bewohner dieser Türme im Winter war, ohne Heizung und warme Bettdecken! Abends kochen wir auf der Treppe unser Abendessen, und geniessen es dann drinnen in der “warmen” Stube.

Gerne würden wir noch bis zum südlichsten Ende von diesem Finger fahren (der südlichste Punkt Europas?), aber es ist zu kalt, es ist zu hügelig und sehr unbewohnt! Kaum Läden oder sonst etwas ist offen in dieser Jahreszeit, die Dörfer sind nur Sommerdörfer! Wir bräuchten sicher mehrere Tage bis hinunter und gleichviel wieder zurück, und erst noch auf derselben Strasse, was ich nicht so gern mache. Dazu gesellt sich eine Müdigkeit und Lustlosigkeit, denn wir sind schon recht nahe von Kalamata, unserem Etappenziel! Wir haben langsam genug von diesen Studios, immer wieder neu suchen, im Internet oder direkt in den Dörfern. Es wird Zeit für eine Pause, ein wenig daheim sein, ein Feuer im Ofen haben, einen Tag lang einfach drinnen an der Wärme sein! Oder nichts tun! Nicht planen, nicht Velofahren, Nichts!

Der Schnee ist manchmal nicht weit.
Runter und auf der anderen Seite wieder hinauf…

Also, deshalb fahren wir zu, es ist noch anstrengend, mit ziemlichen Steigungen, wir legen noch einen Pausentag in Stoupa ein, wo wir eine wunderbare Gastgeberin finden und den schönsten und längsten Sonnenuntergang sehen! Über eine halbe Stunde ist der Himmel in orange und rot gefärbt, ein wunderbares Schauspiel. Stoupa ist ein kleines Dorf in einer Bucht, mit etwas Tourismus, (jetzt natürlich nur ein paar wenige, die hier überwintern oder wohnen!)

Zwei Kaffees und ein Restaurant und der Supermarkt sind offen, was wollen wir noch mehr! Wir spazieren ein bisschen durch die Bucht, es ist ein Wunder, dass hier diese Dörfer nicht so verbaut sind wie in Spanien! Die höchsten Häuser sind zweistöckig, vielleicht ragt noch ein ein Türmchen darüber hinaus, es ist ein harmonisches, schönes Bild!

Bei Kardamily sehen wir die schneebedeckten Spitzen des Taygetos Gebirges

Kardamily sei auch so, nur sind da die Häuser noch älter, da dieser Ort schon seit Jahrtausenden besteht, zuerst als Hafen, Festung, Burg, Wohntürmen, und jetzt als Feriendestination. Es fährt sich gut an diesem letzten Tag vor Kalamata, die Steigungen sind zwar da, aber so sanft und stetig, dass ich sie sehr gut schaffe! Die Strasse ist wenig befahren, obschon es die einzige Verbindung von Kalamata in die Mani ist. Dafür treiben Hunde ihre Schafherden mitten auf der Strasse zu ihren nächsten Weiden. Wir werden beim Vorbeifahren zwar wachsam beäugt, aber nicht angegriffen!

Auf dieser Strecke überholt uns ein Campingbus mit kleinem Wohnwagen, mit deutschen Nummern, den haben wir doch schon in einer Parkbucht mit toller Aussicht stehen sehen, vor etwa einer Viertelstunde. Und der hält an, mitten auf der Strasse, steigt aus und fragt uns, ob wir selber weiter- oder mit ihm mitfahren wollen! Was für ein Angebot! Gestern hätte ich sofort ja gesagt, da war es so mühsam, aber heute geht es so gut, dass wir selber fahren wollen! Wir plaudern eine Weile mit ihm, er war auch oft schon mit dem Fahrrad unterwegs, mit allem Gepäck, deshalb hat er angehalten. Wir haben uns sehr gefreut über diese Geste!

So wie es Tage gibt, wo kaum etwas Erwähnenswertes geschieht, ist heute ein Tag der Überraschungen: auf der Passhöhe kommt uns ein Radfahrer entgegen, diese Fahrradfahrer sind hier sehr selten, und er hält an, um ein paar Worte mit uns zu wechseln! Er ist schon weit in der Welt herumgekommen auf dem Fahrrad, er kennt es. Wir geben ihm unsere Karte, vielleicht treffen wir uns mal in den fast drei Monaten, die wir jetzt in der Gegend sind.
In Kalamata hat es einen Warmshower Gastgeber, der weilt aber gerade in den Ferien, so mieten wir uns ein Studio für drei Nächte, bevor wir dann zu unseren Freunden nach Petalidi fahren und uns in ihrer Ferienwohnung einnisten können. Kalamata ist nichts Besonderes, aber das gefällt uns, Leute und Treiben einer normalen Stadt zu erleben.

Den letzten Tag können wir ohne Gepäck fahren, unsere Freundin hatte in der Stadt zu tun und wir dürfen alle unser Taschen und den Grosseinkauf ins Auto legen. So „fliegen“ wir die knapp 30 Kilometer nach Petalidi, machen noch einen Umweg an den Strand, müssen dann bei einem Bach wieder umkehren, da das Wasser zu stark fliesst und undefinierbar tief ist. Wir haben keine Lust, die Schuhe auszuziehen, deshalb kehren wir wieder um, zurück zur Strasse.

Die nächsten Tage werden wir in die Oliven-Holz-Verarbeitung einbezogen, mit Häcksler und Säge wird das Holz gehäckselt und zu Brennholz (für den Ofen) geschnitten, anstatt wie fast überall sonst verbrannt. Es ist ja so, dass in dieser Jahreszeit nach der Olivenernte all die vielen abgeschnittenen Äste zwischen den Bäumen nach ein paar Tagen liegengelassen und dann verbrannt werden, was dicke Rauchschwaden über das ganze Land ziehen lässt. Und entsprechend ist die Luft verpestet. Mit dem Häckseln des Laubes und der kleinen Äste wird hier etwas gegen die Luftverschmutzung getan.

in dieser Jahreszeit brennt immer irgendwo ein Feuer.

Irgendwie können wir aber kaum abschalten, die Umstellung zum sesshaft leben geht nicht so einfach. Martin bekommt eine Erkältung und liegt drei Tage im Bett, und als es ihm wieder besser geht, nimmt es mich mit Kopfweh und Übelkeit, wie ich es nur alle zwei drei Jahre mal habe. Da gibt’s auch nur eines, ab ins Bett und schlafen, bis es besser geht! Da hat sich einiges an Erschöpfung in uns angesammelt, dass es uns so flach gelegt hat!
Wir wissen jetzt, dass wir nicht mehr auf dem Fahrrad reisen wollen, wenn die Nächte so lang sind und es so kalt ist, und in Europa ist es im Winter einfach zu kalt, auch im Süden.
Bis Ende März bleiben wir nun in der Region von Petalidi, hüten zwei verschiedene Häuser mit ihren vierbeinigen Bewohnern, werden vielleicht ein paar Tagestouren mit dem Fahrrad machen und viel mit den Hunden wandern gehen. Und feine Menus kochen, Brot backen, Ofengemüse machen etc. Abends in der warmen Wohnung am Feuer sitzen und dann, vielleicht, die nächste Etappe unserer Fahrt besprechen.

Abendstimmung…
…und Morgenstimmung!

Es wird also hier auf dem Blog eineWeile etwas weniger zu lesen geben.

One Comment on “Etappenziel erreicht!

  1. Ihr 2 seid schon ganz besonders und wir sind richtig stolz drauf dass Ihr von soweit auf dem Rad kommt, nur um Hund, Katzen und Haus zu versorgen.
    Bin gespannt wie Eure Tour weitergeht.

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