Radtour ohne Gepäck
Wir haben uns verabredet mit einem Paar, das wir auf dem Eurocamping in Oliva als Nachbarn hatten, die Engländer Debbie und Steve. Sie haben schon jahrelange Spanien-Erfahrung, und zwar in Miet-Wohnungen und nun seit 18 Monaten mit dem Wohnwagen unterwegs. Sie sind jetzt auf dem Camping in der Nähe von Vilajoyosa, das ist gar nicht so weit von Alicante entfernt. Wir wollen mit den Fahrrädern hinfahren, auf einer Route, die uns Jorge voller Hilfsbereitschaft schickt, sehen wir, dass es ca. 38 km sind. Locker für uns, ohne Gepäck oder?! Zurück nehmen wir dann das Tram, das zwischen Alicante und Benidorm ziemlich regelmässig im Halbstundentakt fährt, bis ziemlich spät am Abend.
Gegen Mittag wollen wir dort sein, deshalb fahren wir schon um 9 Uhr hier ab. Zuerst über die Radwege bis durch Playa San Juan, fast alles der Playa entlang, mal durchs Velofahrverbot hindurch, mal hat es eine Velospur, je nach Gemeinde. In El Campello treffen wir dann das Unglaubliche an: Da gibt es eine Velospur auf der Strasse, aber in der Spur sind alle 50 Meter Velo-Verbotsschilder aufgemalt! Sogar spanische Velofahrer schütteln den Kopf und wir fahren gemeinsam gemütlich hindurch. Jetzt hat es ja nicht so viele Menschen hier, und wenn alle ein bisschen aufpassen, geht das schon. Wie an einem schönen Sonntag der Emme entlang, das geht ja auch oder! Aber das Problem hier ist, dass die Fussgänger überhaupt nicht gewöhnt sind an Velofahrer, wir müssen wirklich doppelt aufpassen.
Danach wird’s wieder ziemlich schwierig, die Route wurde wahrscheinlich gar nicht gefahren, die führt mal quer durchs Feld und überquert die Tramschienen, wo es weit und breit keinen Übergang hat. Das GPS spielt heute auch seine Spielchen, berechnet wieder mal dauernd die Strecke neu und will partout nach Alicante zurück! Dazu kommt das Gelände: die Strässchen durch die Ferienhaussielungen gehen auf und ab, zweigen hier und dort ab, wir müssen dauernd auf dem Handy nachschauen wo wir fahren müssen. Einmal geht es so bergauf, dass es uns das Vorderrad in die Luft hebt und wir ein paar Meter schieben müssen. (zum Glück machen wir das ohne Gepäck!) Mit Debbie bin ich mal schon in Kontakt, es wird ein bisschen später als wir gedacht haben.
Endlich erreichen wir Vilajoyosa, da können wir alles dem Strand entlang, aber nein, da ist noch so ein Felsen, den wir hintenrum umfahren müssen, und zuerst erwischen wir natürlich einen Weg, der bei einem Haus vor dem Tor endet.Und zuletzt, wir sehen den Camping schon vom Hügel aus, tragen wir die Räder noch etwa 50 Treppenstufen hinunter, alles auf einer Route, die jemand ins Netz gestellt hat: er sei diese Route gefahren. Wer‘s glaubt!
Die Beiden erwarten uns und zusammen setzen wir uns auf die Terrasse des Camping-Restaurants, und mit Tinto de Verano und Tapas verbringen wir den halben Nachmittag dort, wir haben uns viel zu erzählen. Sie verfolgen unseren Blog, lassen ihn von Google übersetzen, was manchmal sehr lustig ist, sie zeigen uns ein paar Müsterchen und wir lachen uns halbtot. Die zweite Hälfte des Nachmittags sitzen wir diskutierend vor dem Wohnwagen, bis es dunkel wird. Debbie bewirtet uns mit dem englischen Weihnachtsgebäck, „ Mince Pies“ und einigen Tassen Tee.
Bevor wir uns verbschieden, machen wir ab, dass wir im Januar gemeinsam eine Nachttour nach Benidorm machen wollen, in eine kleine Bar mit Life Rockmusik.
Mit dem Tram, dessen Haltestelle wir nach Steves Hinweisen problemlos finden hinter dem Notfall-Eingang des Spitals, fahren wir gemütlich in einer Stunde zurück nach Alicante. Das war ein toller Tag!