Sand und Regen
Wegen der schlechten Wetterprognose entschliessen wir uns, das kleine Paradies zu verlassen, am liebsten würden wir ja gerne noch ein paar Tage hierbleiben.
Wir packen das Zelt nass zusammen, es ist regnerisch, wir kommen aber gut voran, in Bus-Warte-Häuschen an der Strasse warten wir immer wieder den Regenguss ab, fahren erst weiter, als es aufgehört hat, in einem Restaurant am Weg gönnen wir uns ein Mittagessen, und treffen dort zufällig noch einmal Elly und Dave!!!
DIese Schweinchen haben grosses Glück gehabt, sie lieben den Regen und dürfen ihn auch erleben!
Es geht durch Pinienwald nordwärts, bis knapp nach Melides, wo wir auf dem Zeltplatz ein Abrigo mieten, ein munzig kleines Häuschen mit Terrasse, wo wir das Zelt trocknen können.
Im Restaurant bei Cola und kleinem Kuchen nützen wir das Wifi , um in Sétubal ein Hotel zu reservieren, die Wetterprognosen sind ganz schlecht für Samstag und Sonntag, nur Regen und viel Wind mit Böen bis zu 70km/h, da wollen wir auf keiner Strasse unterwegs sein, hier in Portugal.
In der Nacht regnet es schon ganz zünftig, man hört das Meer rauschen und am Morgen mache ich einen Besuch am Strand, ganz eindrücklich diese Sandgebilde, die vom Wind und Regen entstehen und wieder zerfallen, aber auch gefährlich, da viele noch nicht begriffen haben, dass der Pinienwald der natürliche Schutz dieser Dünen sind. Und wenn abgeholzt wird, tragen der Wind und das Wasser den Sand ungehindert davon,….
Am Strand entlang spaziere ich, finde eine Treppe über die ich wieder auf den Camping hoch kommen will, aber da muss ich einen Umweg machen, ich komme mitten in eine „tote“ Feriensiedlung, wo zum Glück gearbeitet wird, Sträucher und Bäume geschnitten werden, da kann ich nach dem Weg fragen und erreiche dann den Eingang, wo ich mich dank dem Schlüssel wieder aufs Gelände begeben darf. Dieser Morgenspaziergang hat warm gemacht! Nach einem guten Frühstück, packen wir unsere Sachen und fahren los. Wir begegnen jetzt fast jeden Tag auf andere Tourenfahrer, die Saison hat wirklich begonnen.
Das Wetter bleibt noch ganz freundlich, man glaubt gar nicht, dass es so grauslich kommen will. Auf der Strasse haben wir wieder einen Schreckmoment gehabt, drei Lastwagen mit Anhänger und mit viiiieeeel Holz geladen, fahren an uns vorbei, der Erste nimmt schön Abstand und Martin bedankt sich mit Handzeichen, der zweite hupt und wir können noch etwas auf das Rändli Teer neben dem Gras ausweichen, bevor er ohne abzubremsen an uns vorbeibraust, und der dritte kommt auf einer Gerade, kein Gegenverkehr, aber er geht nicht einen Zentimeter in die Mitte, rast mit seiner Ladung neben uns mit 80km/h vorbei, vom Wind, den er produziert, schwankt Martin bedenklich und weicht in den Dreck am Strassenrand aus, ich wackle einfach hinterher, der Schreck sitzt in den Knochen! Solche Erlebnisse will ich doch nicht jeden Tag haben!
Wir treffen auf zwei Radfahrer, die dasselbe Ziel haben, wir fahren zusammen zur Anlegestelle der Fähre in Tróia. Nachdem wir fast eine Stunde gewartet haben, erfahren wir, dass diese aber keine Velos mitnimmt! Das erfahren wir vom Barkeeper der Bar. Keiner der herumstehenden Männer hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass wir die Autofähre nehmen müssen und deren Anlegestelle liegt etwa 5km zurück! Na denn, nach erfolglosem Versuch doch noch aufs Schiff zu kommen, aber sogar der Kapitän ist aus seinem Kabäuschen gekommen und hat mit dem Zeigefinger gewackelt, Keine Fahrräder! Schade, davon hätte ich gerne ein Foto gemacht!
Ein wenig Wut im Bauch und hopp geht’s wieder zurück, zur Autofähre. Das Wetter ist uns gnädig, es regnet noch nicht, bis wir in Sétubal ankommen, wo ich ja zum Glück ein Hotel gebucht habe! Für drei Nächte, da das Wetter wirklich schlecht werden will.
Andreas und Jörg schliessen uns an und bekommen ein Zimmer im gleichen Hotel. Die Fahrräder müssen wir einen Stock höher tragen und hier sind sie in einem Innenhof in Sicherheit, aber dem Regen ausgesetzt. Wir verpacken sie gut mit dem Zeltboden.
Zusammen wollen wir essen gehen, die Frau an der Rezeption erklärt uns, dass es ganz viele Restaurants habe gerade um die Ecke und an der Avenue, leider finden wir die Ecke nicht und an der Avenue nur geschlosssene Restaurants. Da der Hunger gross ist und wir in Anbetracht des herannahenden Regens nicht zu weit weglaufen wollen, stechen wir in das erste Restaurant hinein, das geöffnet hat, alle unsere Grundsätze fallenlassend, (gehe nicht in eine Beiz, wenn niemand drin sitzt, alles schön gedeckt ist und die Kellner sehr gelangweilt herumstehen…)
Und schon kommt einer mit einem Plättli, wo 4 Scheiben Jamón, ein kleiner Käse, 3 Portiönchen Butter und ein Schälchen Oliven draufstehen, dazu ein Körbchen Brot. Was wir trinken wollen will er zuerst gar nicht wissen, wir müssen ihn rufen und Bier für die beiden und eine Flasche Wein für uns bestellen. (da schwant dem Martin schon, dass wir in ein eher teures Lokal gesteuert sind, der Wein kostet 12 Euro pro Flasche! (ist vielleicht günstig wenn man direkt von der Schweiz nach Portugal kommt, aber wenn sonst die Flasche Wein 3-4 Euro kostet im Restaurant,…) Vorsichtig bestellen wir, nicht gerade das teuerste Menu, und geniessen dann mal zuerst das Essen und die Gespräche zusammen. Der Schock kommt erst am Schluss, als wir die Rechnung bekommen: fast 100 Euro kostet das ganze Essen und das kleine Plättli am Anfang allein nur gerade 17! Dass man diese Sachen am Anfang bezahlt (und nicht gratis bekommt wie in Spanien) haben wir ja gewusst, aber 4 Röllchen Rohschinken für 5, ein Käslein 5.50, die 3 kleinen Bütterchen 1.50, das ist dann doch sehr viel!
Aber es ist halt schon so, wir sind selber schuld. Wieder mal eine Erfahrung reicher. Und haben doch erst gerade im Blog von Patrick gelesen, wie er und sein Vater in Lissabon in ein teures Lokal gesteuert sind und dann die ganze Woche versucht haben den Durchschnitt wieder auf ein erträgliches Mass herunter zu bringen….;-)
Todmüde falle ich ins Bett und kann herrlich schlafen, kein Stress mehr wegen Regen, den höre ich, mal sanft mal etwas strenger ans Fenster klopfen, der Wind frischt auch auf- wir sind an der Wärme tralalala!
Frühstück im Hotel, dann wieder ins Zimmer, bei Regen kann ich endlich mal schreiben, aber ich bin schnell müde und muss nochmals ein Nickerchen machen, bevor wir dann raus müssen, Martin hat Hunger!
Aber es regnet in Strömen!
Auf meiner Karte hat es gerade um die Ecke ein Kaffee, das wäre gerade richtig- aber wir finden diese Ecke nicht!
Oder das Kaffee gibt es nicht mehr! Und weit und breit kein Beizli offen, kein Schwanz ist heute auf der Strasse, es pisst! Nur wir zwei lassen uns die Hosen innert Kürze pflotschnass machen! Komm, dort ist der Pizza-Hut, lets go!
Wir sind auch hier die Einzigen, aber wir bekommen einen schönen Salat und eine recht gute Pizza, und bis wir alles gegessen haben, sind wir schon fast wieder trocken. Aus dem Fenster habe ich quer über den Platz doch noch eine Pasteleria entdeckt, dort gönnen wir uns Kaffee und ein süsses Stückchen!
Danach müssen wir zurück ins Hotel, die Strassen sind schon fast zu Flüssen geworden, die Abläufe können das viele Wasser gar nicht mehr aufnehmen. Vor dem Eingang des Hotels ist eine riesige Pfütze, egal wir sind eh schon nass. Schnell trockene Sachen anziehen und ich muss mich wieder etwas hinlegen, ich bin so müde heute, hoffentlich werde ich nicht noch krank. Mit Andreas versuchen wir per Sms Kontakt aufzunehmen, aber er nimmt nicht ab. So gehen wir Abends in die Hotelbar und bekommen zum Bier eine Schüssel mit Nüssen, das reicht uns völlig, wir gehen nicht mehr raus!
Wieder kann ich gut schlafen, der Regen trommelt immer noch die ganze Nacht auf die gut verpackten Velos.
Beim Frühstück erzählen uns Andreas und Jörg wie sie verregnet wurden als sie die Stadt besichtigen wollten, sie wurden noch nässer als wir! Nach dem Frühstück reisst der Himmel etwas auf, es windet zwar ziemlich, aber wir wagen es doch, einen Bummel in die Stadt zu machen, an den Hafen und durch die Gassen, die aber ziemlich menschenleer sind, es ist Sonntag. Andreas zeigt uns all die verfallenen Häuser, die er schon am Vortag gesehen hat, mitten in der Altstadt stehen die Ruinen, zum Teil gestützt von Eisen-Pfosten, die Fenster und Türen vermauert.
Etwas weiter weg vom Zentrum finden wir dann unser Beizli, wo wir ein einfaches Mittagessen erhalten, der Fisch wird uns im Plastikbecken gezeigt, frisch gefangen, dazu Broccoli und Salzkartoffeln, wunderbar. Dann erhalten wir ein Erdbeerendessert und dazu offeriert der Herr des Hauses einen feinen, süssen Wein aus der Region. Er hat ein bisschen Freude an uns bekommen obschon die Verständigung nur Bruchstückweise geht. Am Schluss ist der Preis für all das gute Essen 28 Euro, mit der Vorspeise und all dem Bier und Wein, den wir dazu getrunken haben, für alle zusammen!! Da haben wir unseren Durchschnitt ein bisschen senken können.
Ja, das ist Portugal!