Via Verde

Einige würden sagen, wie langweilig, auf einem Bahntrassee zu fahren, aber die Landschaft ist so schön, dass es uns gar nichts ausmacht, dass es oft geradeaus geht, die Steigung einfach ist, und kaum Verkehr herrscht. Ein paar ältere Herren auf Mountainbikes, in voller Montur, und ein paar Tage später ein paar Schulklassen (etwa 120 laute, z.T. sehr unsichere Kinder und Jugendliche auf Fahrrädern, die einen Abschnitt runterfahren), die uns entgegenkommen. Da es ziemlich gebirgig ist, hat es natürlich auch Tunnels, einige mit, andere ohne Beleuchtung, das längste ist fast ein Kilometer lang und wir sind froh um unsere guten Lichter am Velo, die Beleuchtung hat einen Wackelkontakt und geht an und ab und an und ab, es ist wie auf der Geisterbahn. Die alten Bahnhöfe sind auch noch da, total verfallen, zum Teil einfach Türen und Fenster zugemauert, das Dach eingefallen, völlig überwuchert. Vorne dran vielleicht eine Infotafel, zum Teil schon so ausgebleicht, dass man nichts mehr lesen kann, ein paar Picknick-Tische, vielleicht ein Kinderspielplatz, wenn es eine Zufahrt für Autos hat. Weekend-Vergnügen im Sommer für spanische Touristen?
Wir geniessen die Szenerie, machen mal Fotos und Filme, und nach einem gemütlichen Tag gönnen wir uns einen Camping mit warmer Dusche und keinem Stress zum Abendessen kochen, da wir Licht machen können.
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DSC_0951 IVDSC_0964 IVAm nächsten Tag besuchen wir ein Städtchen, das wie alle Ortschaften nicht am Bahngleis, sondern irgendwo in der Nähe auf einem Hügel liegt. Wir brauchen Proviant, deshalb strampeln wir uns den Hügel hoch, kaufen ein und überstehen einen Regenguss in einer Bar auf der Plaza! Ha, Glück gehabt!
Die Schwarzen Wolken verfolgen uns noch ein wenig bei der Weiterfahrt, wir haben aber wieder Glück und werden Augenzeugen von einem wunderschönen riesigen Regenbogen.
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Diese Nacht verbringen wir in einem kleinen Kiefern-Wäldchen, diesmal hat uns die Suche etwas mehr Mühe gemacht, das Trasse ist immer etwas erhöht und hat kaum Wege oder Möglichkeiten wegzukommen. Aber wir schaffen es doch noch, haben aber wieder etwas Zeitdruck fürs Kochen, bevor es dunkel wird.
DSC_0974 IVGerade sind wir fertig geworden, die Dämmerung ist schon fast Nacht, wir lauschen den verschiedenen Hunden, die da miteinander kommunizieren über die Distanzen, da hören wir ein Getrappel unten auf dem Trasssee, ich denke zuerst, ein Jogger, aber das Geschnaufe ist absolut nicht von einem Menschen, viel zu laut und ungehörig! Oh, wir haben ein Wildschwein gehört! Ihr könnt euch nun selber vorstellen, was für eine ruhige Nacht ich verbracht habe!!!!! Die ganze Nacht habe ich gewartet, aber kein (Wild)Schwein hat sich bemüht uns zu besuchen! Gott sei Dank!
Vielleicht war Martin schuld, dass sich kein Tier genähert hat, er hustet die ganze Nacht immer wieder.
DSC_0970 IVIch habe Rosmarin, Thymian und Salbei gefunden, neben vielen anderen duftenden Kräutern, die ich leider nicht kenne. Mit dem Rosmarin haben wir zum Znacht unsere Bratkartoffeln geewürzt und mit den anderen Kräutern einen Tee für Martins Husten gebraut.
Am nächsten Tag erreichen wir die vorläufige Endstation der Via Verde, Alcaniz, ein Städtchen mit grosser Kirche, einem Schloss (Parador-Hotel) auf dem Hügel oben, einem Camping und : Motorland! Das ist eine grosse Rennbahn, nein zwei, für Motorräder und Autos. Gerade dieses Wochenende sind einige Rennen angesagt, deshalb ist auch etwas los auf dem Camping. Motorland ist zum Glück nur in Hörweite und nicht gerade neben dem Camping, der Lärm ist auszuhalten, solange sie Rennen fahren. Aber danach kommen sie über die Feldwege zum Schlafen hierher und meinen sie seien immer noch auf der Rennbahn. Die Autos sind alle älter als Jahrgang 1963, und all die Oldtimer-Clubs sind auch hier, da ist neben den Rennen auch ein reger Handel im Gange, wer weiss, wie viele da ein Schnäppchen gemacht hat?
Wir bleiben ein paar Tage hier, Martins Husten ist richtig eine Plage, erst ein Hustensirup aus der Apotheke hat ihn letzte Nacht ein paar Stunden mehr schlafen lassen.
Morgen geht’s nun weiter, über die Berge, nun wirklich gegen Süden, wir haben vor, ein paarmal in Hotels oder B&B zu übernachten, es ist kälter geworden, nachts haben wir noch 8-10° Grad.