Wales
Dem Fluss Avon entlang, der übrigens eindrucksvoll Ebbe und Flut anzeigt, sogar noch mehrere Kilometer im Landesinnern, fahren wir Richtung Wales.
Zwei grosse Brücken gilt es zu überqueren, beide haben einen Fahrradweg neben der vielbefahrenen Strasse! Da kommen uns andere Brücken in anderen Ländern den Sinn,…
Die Zweite über den Severn, eigentlich eher ein Meeresarm, ist etwa 1,5 Kilometer lang, der Wind kommt hart von der Seite, zum Glück regnet es nicht!
Der Regen begleitet uns nun öfters, es ist aber nur so ein Nieselregen, man sieht ihn kommen, und wir müssen uns immer wieder entscheiden: Regenjacke anziehen, und nass werden vom Schweiss, oder nass werden von Regen? Irgendwo unter einen Baum stehen, da der Schauer in 10 Minuten schon wieder vorbei ist?
Wir haben geplant, endlich wieder einmal wild zu zelten, das Wye-Valley sieht auf meiner Karte nicht sehr bewohnt aus, hat viel Wald. An einem verfallenen Kloster machen wir einen kurzen Halt, jetzt sind wir in Wales angekommen: Alles ist in beiden Sprachen angeschrieben, wir nehmen an, dass walisisch richtig schwierig ist, zum Sprechen!
Wie überall an solchen Orten hat es hier Tourismus, einige Restaurant und leider sogar zwei Hotels. Zu viele Leute, die hier noch abends spazieren gehen könnten und uns entdecken würden, wir fahren weiter.
Das Valley ist wie eine weite Schlucht, auf der einen Seite der Strasse geht’s bergauf und auf der anderen runter, kein Weg weit und breit, der uns von der Strasse wegführen würde. Wenn es eine flache Stelle hat, steht da schon ein oder mehrere Häuser, oder die Wiese ist abgezäunt, am verriegelten Tor hängt ein Plakat: Privat Property, no entry! Einmal geht ein Weg steil hinauf, Martin steigt hoch, im Wald hätte es ein Plätzchen, aber da steht in Sichtweite ein Haus, zwar ist niemand da, aber ich fühle mich nicht wohl, deshalb fahren wir weiter, zuletzt bis nach Monmouth, wo mitten im Städtchen ein kleiner Camping ist. Eigentlich ist er schon voll, aber es ist schon 19 Uhr und wir dürfen unser Zelt zwischen die Bungalows stellen! (Radfahrer-Bonus!)
Dann lernen wir Wales kennen, es hat Hügel, einen nach dem anderen, kaum mehr eine kurze Strecke zum sich ausruhen! Wenn ich keuchend oben ankomme, sehe ich schon nach der nächsten Abfahrt die nächste Steigung!
Und die sind meistens steil hoch, ohne sanfte Kurven, so wie wir das doch aus der Schweiz kennen. Deshalb kann ich die Abfahrten auch nicht geniessen, denn die sind auch steil und die Bremsen werden extrem gebraucht. Wenn dann die Hände und der Lenker nass sind vom Regen, wird das etwas unangenehm. Die Tages-Kilometer werden so natürlich kürzer, wir haben ja auf dem Camping immer noch viel zu tun mit Zelt aufstellen, Duschen, Kochen, und Gespräche mit den neuen Nachbarn führen.
Einmal können wir bei einem Warmshower-Paar kurzfristig unterkommen, (am Morgen die Anfrage gemacht, am Mittag schon die Einladung erhalten!) Es will die ganze Nacht regnen. Die Zeit bei Ihnen vergeht im Fluge, sie sind erfahrene Tourenfahrer, und wir tauschen viele Erlebnisse und Know-how über Material und Fahrräder aus. Gute Tipps für unsere Weiterreise: zu meiner Freude hat es auch hier einen Kanal, dem man entlang fahren kann, bis nach Brecon, unserem nächsten Ziel. Diese Kanal-Fahrt wird zu einem Highllight, die Inspirationen, die ich bei Phil erhalten habe, wirken in mir und ich muss immer wieder Fotos machen!
In Brecon sind die „Brecon Beacons“ zu sehen, eine markante Bergkette in einem grossem Nationalpark. Es hat viele Wanderer unterwegs, die Wege sind aber nicht geeignet für uns.
Das Aussprechen dieses Namens wird zu einer Herausforderung: „breiken beiken“, „briken beiken“ oder wie genau??? Ah, the „Brekn Biikens“ wäre ungefähr richtig, irgendwie kommt mir die Übersetzung von „Speck“ bei der Aussprache immer in die Quere.
Wir haben Glück und sehen die Spitzen am nächsten Tag vor unserer Weiterfahrt doch noch.
Liebe Schweizerfreunde, es sind natürlich nicht so hohe Berge wie bei uns, aber gerade weil es sonst kaum Berge hat hier, sind sie bemerkenswert hoch. Wir haben uns entschieden, doch nicht zu tief in Wales einzudringen, wir wollen nordwärts – Martin möchte gerne nach Schottland, und der Weg ist noch weit. So fahren wir der östlichen Grenze von Wales entlang, bis wir irgendwann, unbemerkt, wieder in England sind. Diese Grenzen sind fliessend, es sieht überall ähnlich schön aus!