Way of Roses
Nun fahren wir in die Yorkshire Dales, da hat es Schafe, viele, viele Schafe! Und es hat wieder Hügel! Wir fahren auf der Cycleroute „Way of Roses“, Richtung Osten. Und die nächsten Tage mit Rückenwind, das Wetter, das heisst der Wind, kommt fast immer von Westen! Ja das Wetter, das ist einfach nicht zu übersehen, das nimmt uns immer wieder in seine Zangen. Da nützt es nichts, dass die Wettervorhersage 50% ansagt und wir haben dann 100% den ganzen Tag!
Nach 50km sind wir tropfnass bis auf die Haut, kommen an bei einer Jugendherberge, wo ich mir eigentlich ein Zimmer erhoffe. Aber da laufen die Vorbereitungen für ein internationales Amateur Höhlenforscher-Meeting, das am nächsten Tag beginnt, es werden 1000Besucher, Übernachter erwartet. Wir dürfen gerade noch zelten, aber bitte morgen um 10Uhr weg sein! Nein, sie sind nicht unfreundlich, aber ich wäre gern ein wenig in einem Zimmer drin gewesen! Wir können uns in einem Trockenraum umziehen und alle nassen Sachen aufhängen, es hat sogar ein warmes Gebläse. Fast eine Stunde bleiben wir in diesem Raum, wärmen uns auf und dann hat der Regen sogar aufgehört und wir können unsere Routine starten. Ich schlafe in dieser Nacht sehr gut! So gut dass wir zum ersten Mal verschlafen! Erst um 8.40Uhr erwacht Martin. Aber wir haben unser Zelt weggeräumt, als der Traktor mit Zaun -Elementen kommt.
Der Way of Roses stellt sich als sehr anspruchsvoll heraus, schon jetzt bin ich dran, andere, weniger steile Wege und Strassen zu suchen. Es ist eher ein Weg für Fahrer ohne Gepäck, sicher nicht für uns. Ich mag einfach nicht auf der Hälfte des Weges das Velo schieben, weil es einfach zu steil ist. Wir fahren nach Settle, hier ist der Camping auch ausgebucht, weil ja eben das Meeting ist. Wir versuchen es mit einer kurzfristigen telefonischen Anfrage bei einem Warmshower Gastgeber und haben sehr viel Glück, er ist zuhause, und wir dürfen eine Nacht in seinem Haus verbringen. (Es regnet ja noch immer!) Da wir so kurzfristig kommen, dürfen wir einfach seine Küche benützen und kochen, seine Partnerin macht eine Pizza. So sitzen wir zusammen und tauschen unsere Erfahrungen aus. Die beiden sind Tandem-Tourenfahrer, solche haben wir ja auch schon kennengelernt.
Ich habe eine schöne Route gefunden, die weniger steile Abschnitte hat, aber doch auch anstrengend ist, aber wenigstens muss ich das Velo nicht stossen. Ab und zu regnet es nicht und in einem kleinen Städtchen gönnen wir uns ein zweites, englisches Frühstück.
Die Stimmungen sind wunderbar, sicher ist da auch das feuchte Wetter schuld dran.
Jeder Tag wird wieder etwas besser, blauer Himmel zeigt sich, die Fahrt ist einfach wunderschön! Bis dann aber bei einer Steigung plötzlich der Pneu von Martins Hinterrad einen komischen Laut von sich gibt: pfffff. Das heisst, Schlauch wechseln, oder vielleicht sogar den Pneu? Der ist nämlich schon ziemlich abgefahren, und wirklich, da ist ein grosser Riss im Pneu, der Gummi ist am zerbröseln. Also muss der Ersatz-Pneu ans Rad. (Martin hat ihn nun die ganze Zeit mitgeschleppt, damit wir dann in dem Moment einen haben, wenn wir ihn brauchen!) Wir haben ein gutes Plätzchen zum Arbeiten, und der Reifen ist recht schnell gewechselt und aufgepumpt. Weiter geht’s dann durch diese prächtige Landschaft. Bei der nächsten Tankstelle werden wir noch auf die 4,5Bar, die er braucht, nachpumpen, und unsere Benzin-Flasche zum Kochen nachfüllen.
In Pateley Bridge sind wir ganz nahe der Stadt, haben gutes Wifi, das wir ausgiebig nützen, und geniessen einen wunderschönen, warmen 15. August!
Die Weiterfahrt zu den Brimham Rocks geht dann auch wieder recht steil hoch, aber, auch mit 56Jahren auf dem Buckel kann ich noch den Stutz hochfahren, wenn er nicht zu steil wird!
Die Aussicht ist wundervoll, die Felsen eindrücklich.
Beim Campen haben wir das Gefühl in einem Zoo für Rinder gelandet zu sein! Wir werden ausgiebig besichtigt. Im Pub im Dorf essen wir Fisch, ein gutes Essen. Und spazieren in der Kühle des Abends, aber bei schön blauem Himmel, zurück. Am Morgen sind die Zaungäste wieder da, es ist lustig wie neugierig diese Tiere sind.
Etwas ausserhalb von York erwarten uns Rob und seine Frau Ann, Warmshower Gastgeber. Wir finden sogar das Haus im Dorf, obschon es keine Nummer hat!
Wieder werden wir verwöhnt, ein schönes Zimmer mit eigenem Bad! Ich schlafe gerne im Zelt auf meinem Mätteli, aber so ein komfortables, gutes Bett ist halt doch nicht zu verachten! Ihr Garten ist sehr gross, sie haben viel Gemüse, von dem wir abends, frisch geerntet, essen! Der Sommer ist da, wir können abends draussen im Garten sitzen.
Auf dem Weg nach York fahren wir über die Pferderennbahn, am Nachmittag können wir nicht mehr hier durch, da ein Rennen stattfindet! Die Besucher sind schon am Eintrudeln, und wir staunen: Die Damen sind sehr festlich gekleidet, haben sogar ein Federhütchen im Haar, die Herren im Anzug! Es sei Ladys Day, erfahren wir später in der Stadt. In einem Veloshop möchte Martin einen neuen Ersatz-Pneu kaufen. Aber sie haben die gesuchte Marke nicht.
Auch seine Sonnenbrille wird bald einmal zerbröseln, ein Bügel ist schon abgebrochen, aber es gefällt ihm keine. So fahren wir in die Stadt, schlendern durch die Fussgängerzone zum Minster, dann über ein Stück der City Wall, trinken Kaffee in einer umfunktionierten Kirche. Wir versuchen beide, irgendetwas in der Stadt wieder zu erkennen, da wir doch mit den Kindern auch mal da waren, vor vielleicht 12 Jahren. Es ist vergebene Liebesmühe, das Programm damals waren die Wikinger, und die besuchen wir heute nicht.
In “Bettys” esse man sehr gut, hat uns jemand erklärt, aber als wir die Schlange sehen, vergeht uns der Hunger grad! Da wollen ja alle gut essen gehen! Bettys ist ein Traditionshaus, gegründet vor über 100 Jahren von einem Schweizer! Deshalb könnte man auch Älpler-Magronen und Rösti bestellen. Naja, das essen wir dann wieder in der Schweiz! Die Rückkehr aus der Stadt dem Fluss entlang, dann über kleine Strässchen bis zur A 59, die wir über 2 Kilometer fahren müssen. Diese A-Strassen sind extrem stressig für uns zum Fahren, es hat so viel und so schnellen Verkehr, da kann man sich gar nicht sicher fühlen! Aber wir haben wieder Glück, Es hat einen Mähdrescher auf der Gegenfahrbahn und auf unserer einen Traktor, die Autos müssen langsam fahren und wir verschwinden so schnell wie möglich wieder auf dem nächsten Nebensträsschen! Geschafft!
Ab York verlassen wir den Way of Roses und richten uns wieder gegen Norden, nicht der Küste entlang, sondern durch das Tal des Flusses York, westlich des Yorkshire-Moor Naturparks.