Westwärts dem Rio Tejo entlang
Der Tag des Abschieds, Susanne und Rolf fliegen wieder in die Schweiz, wir fahren weiter, westwärts!
Dem Rio Tejo entlang habe ich einige Campingplätze gefunden, die wir benützen, um wieder in die Nähe der spanischen Grenze zu kommen. Wir vermeiden die grossen Strassen, um einigermassen stressfrei vorwärts zu kommen.
Trotzdem müssen wir ab und zu ein paar Kilometer der vielbefahrenen nehmen, zum Beispiel als wir eine Brücke überqueren, die so stark befahren ist, dass wir unsere Fahrräder über die Leitplanke hieven, und so im Zwischenraum von Leitplanke und Geländer fahren oder das Velo stossen, wenn‘s zu eng wird.
Hier begegnen wir einem kleinen Hund, der da ganz am Rand im Schatten am Abgrund liegt, nur kurz aufblickt und die Augen wieder schliesst. Ich sehe ihn erst im letzten Moment, bin schon an ihm vorbei, da auf der anderen Seite gerade ein 40-Tönner an mir vorbeidonnert und meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt, ich habe gar keine Zeit zu reagieren, Martin ist dicht hinter mir, wir wollen diese Brücke so schnell wie möglich verlassen. Am anderen Ende machen wir noch ein Foto, und erst als wir weiterfahren, (hier hat es wieder einen breiten Pannenstreifen, der das Fahren etwas einfacher macht), beginnen wir über diesen Hund zu reden: ganz sicher wurde er ausgesetzt, (das passiert oft, wir haben schon mehrere solche Hunde gesehen), ist in seiner Angst auf diese Brücke gekommen und liegt jetzt dort und wird sterben! Er war noch ganz jung, sah aus wie einer dieser blonden Familien-Hunde, die auf den Hundefutter-Packungen abgebildet sind! (das fällt uns im nächsten Supermarkt auf) Wir denken oft an diesen kleinen Hund, und fragen uns immer wieder: Hätten wir umkehren sollen? Zum Arzt mit ihm? Ihn dann mitnehmen????
Die Landschaft ist weit und nur zum Teil bewirtschaftet, mit Getreide oder wie hier Tomaten.
Wir sehen immer wieder Störche, dei an den unmöglichsten Orten Ihre Nester gebaut haben!
Selfies machen ist gar nicht so einfach! Ein Zaun und im Hintergrund ein AKW! Wir haben gemeint, Portugal habe keins.
Einmal ein total leeres Dorf, am Zerfallen, kein Mensch wohnt mehr hier, alles ist verlassen und geht kaputt, inklusive das Schlösschen des ehemaligen Besitzers.
Wir treffen auf kleine, meistens ziemlich leere Plätze, ausländische Touristen wollen nicht im Landesinnern campen, einige sind aber voller portugiesischer Wochenend-und Ferien Wohnwagen. Am Wochenende sind einige Familien da, die ihren Wohnwagen auf Sommer einstellen, es wird geputzt und gegrillt, das Restaurant hat auch offen, an solchen Orten bleiben wir zwei Nächte, und erholen uns vom Fahren, essen im Restaurant, machen Wäsche oder schreiben ein wenig.
Es ist die Zeit der „Watte“, die wie Schneeflocken von den Bäumen fällt, wie im Eichholz im Frühling. Leider ist gerade dieser Camping ganz leer, die Dame der Rezeption aber übereifrig und korrigiert uns, als wir eine Wäscheleine ziehen, und später kommt sie, als wir am Kochen sind und will uns das verbieten, da die Watte brennen könnte. Hier hat es eine riesige Fabrik auf der anderen Seite des Flusses, die einen Dauerlärm verursacht, die ganze Nacht höre ich das Brummen der Maschinen. Sicher ist diese Fabrik ein Arbeitgeber der Stadt, aber auch ein Nervtöter. Ich könnte hier nicht leben!
In Barragem de Ortiga hat es wieder einen hübschen Platz, der sogar einen Strand hat am See des gestauten Tejo! Auch hier ist noch sehr ruhig, aber die Wochenenden seien schon belebt, meint die Frau an der Rezeption. Leider sind wir hier auch wieder sehr abgelegen, kein Laden oder Dorf weit und breit. Wir bleiben zwei Nächte, ich muss an meinem Blog arbeiten!
Wir kommen in eine wunderschöne Gegend mit grossen Steinen mitten in den weiten, sanft geschwungenen Feldern, wo Kühe weiden oder das Getreide rundherum angebaut wird. Wir besuchen einen Menhir und geniessen den Wind, die Sonne und die Landschaft.
Im Camping Pomarinho, (Holländisch geführt), stellen wir unser Zelt unter ein paar Bäumen auf, das ist wieder ein Plätzchen zum Träumen. Hier hat es sogar wieder ausländische Touristen mit ihren Campern oder Wohnwagen, der Platz ist sicher in den einschlägigen Sites aufgeführt. Hier bleiben wir, müssen einen Regentag überbrücken, das Dorf ist nur 6km entfernt und hat einen guten Supermarkt!
Gegen Mittag plötzlich ein lauter Knall, eine Bombe??? Nein, ein Pneu eines Lastwagens hat es zerfetzt, ich höre wie er langsamer wird und dann die Felge auf den Boden aufschlägt. Und später, als wir zum Einkaufen fahren ins Dorf, sehen wir ihn stehen am Strassenrand, der hinterste Reifen von den drei Hinterrädern ist völlig zerfetzt und hängt schräg am Felgen. Der ist sicher noch 2-3 Kilometer mit dem kaputten Pneu gefahren, erst an der Steigung konnte er nicht mehr weiter! Die riesige Ladung Stroh hängt schief hinten raus und der Chauffeur sitzt noch immer in der Kabine.
Bei der Rückkehr kämpfen wir gegen den Wind, die grossen Regenwolken jagen über den Himmel… die ersten Tropfen erwischen uns gerade noch, bevor wir ins Zelt schlüpfen können. Aber wir haben jetzt einen grossen Vorrat an Esssen, und können die nächsten Tage überleben. Wir dürfen unter das Dach von einem Unterstand, den der Besitzer nützt für sein Gerümpel, es hat hier einen grossen Tisch, wir sind im Windschatten und vor allem am „Schärme“! Den ganzen Tag im Zelt zu verbringen wäre nicht so gemütlich, wie hier zu sitzen und zu lesen und zu schreiben.
Adios Portugal, wir verlassen dich! Wir haben uns nur schwer auf dich einlassen können.