Wild Zelten
Abfahrt nach Spanien! Über Castelo de Vide, Ein Anstieg, der richtig warm macht, Das Wetter macht auch mit, die Wolken hangen zwar tief und der Wind geht auch noch ein wenig, aber ganz günstig für uns, dass die Sonne nicht vom Himmel brennt. Wir fahren wieder durch eine wunderschöne Gegend, hügelig und felsig. Schon bald fahren wir über die Grenze, da war früher mal ziemlich viel los, heute stehen nur noch die verlassenen Gebäude und Häuser der Angestellten da, kein Mensch weit und breit. Wir machen noch ein Abschiedsfoto! Wir sind froh wieder in Spanien zu sein. Eigentlich hat uns Portugal schon gefallen, vor allem die wilden unberührten Landschaften.
Bei einem verlassenen Picknickplatz mit Tischen und Bänken machen wir Mittagspause, fahren auf einer superschönen, arschglatten breiten und fast leeren Strasse weiter. In einem kleinen Dorf machen wir eine Bierpause, ein alter Doktor lädt uns zu einem zweiten ein, (alkoholfrei) ,ist glücklich über unsere Gesellschaft, wir brechen wieder auf, weiter, und bei einer alten Brücke, wo ein Wanderweg dem Bachbett entlang weitergeht, hat es einen perfekten Platz um zu übernachten! Als ich schnell das Wetter konsultieren will, merke ich dass wir in einem Funkloch sind, kein Empfang mit gar nichts! Auch gut!
Wir kochen zuerst, geniessen es, dass wir abends viel Zeit haben, und stellen dann wie gewohnt das Zelt erst beim Einnachten auf, zwischen den beiden festmontierten Tischen hat es gerade knapp Platz! Die Nacht ist ruhig, wir hören nur den Bach rauschen und am Morgen die Schwalben, die zu Hunderten unter der Brücke ihre Nester gebaut haben. Sie haben viel zu tun, denn der Nachwuchs will Futter! Es ist faszinierend, diesen Vögeln zuzuschauen, wie sie durch die Luft kurven, manchmal haarscharf an uns vorbei, aber nie irgendwo anstossen!
Gemütlich packen wir zusammen, machen unser Frühstück und geniessen diesen herrlichen Morgen.
Im Laden, als ich Käse und Brot einkaufe und mit dem Ladenbesitzer plaudere, erfahre ich, dass der Camping den wir ansteuern wollten schon seit 2 Jahren geschlossen ist. Er schlägt uns vor, zu einem Art Baggersee ganz in der Nähe des ehemaligen Campings zu gehen, dort könne man gut campen. Wir überlegen noch, ob wir ins Hotel wollen, aber es zieht uns weiter. Wir finden dann schon ein Plätzchen, und wenn es sein muss, campen wir halt noch einmal wild. Der Wassservorrat ist gefüllt!
Auf kleinen Feldwegen, an einer imposanten Ermita vorbei, wieder mal durch etwas Pfludi,(ach ja, es hatte ja geregnet vor zwei Tagen).
Die Strassen könnte ich überall fotografieren, so schön sind sie! Wir sind fast allein unterwegs, nur ein paar Autofahrer, zweimal begegnen wir der Guardia civil, Traffico. (was die hier in dieser abgelegenen Gegend machen, ist uns zwar ein Rätsel, kontrollieren sie vielleicht uns? Sehen sie uns an, dass wir schon etwas müde sind und Ausschau halten nach einer guten Übernachtungsmöglichkeit? Was offiziell in Spanien nicht erlaubt ist!) Nach etlichen schlechten Plätzchen macht Martin ein Tor auf, und wir schlüpfen rein in die Wiese, die voll grosser Steine, Ginsterbüsche und Bäume ist. (Die Strasse hat seit Kilometern auf beiden Seiten Zaun, soweit das Auge reicht, alles ist abgezäunt, ab und zu sehen wir Schafe oder Kühe dahinter.) Wir installieren uns also da hinter einigen Büschen, wir sehen schon, dass hier das Gras etwas abgefressen ist, aber nirgendwo ein Lebewesen. Ich bin ziemlich verschwitzt, deshalb wasche ich mich zuerst mal, und ziehe mich um. Lange Hosen, wegen den Mücken, und jetzt Apéro! Wie wir da so sitzen bei einem Glas Wasser und ein paar Chips, hören wir plötzlich Schritte und ungewöhnliche Geräusche, Abreissen und Kauen von Gras. Langsam drehen wir uns um und sehen einige Meter entfernt eine Kuh, die uns auch gerade entdeckt hat und schaut! Ich lasse meinen Blick schweifen, hat es etwa auch noch Kälber? Aber wir haben Glück, da sind nur junge Kühe, keine Stiere und keine Kälber dabei! So schnell es geht, ziehen wir uns wieder die Velokleider an, packen zusammen, hier können wir nicht bleiben! Plötzlich stolpert noch eine Kuh über unsere am Boden liegenden Velos oder über die Zeltschnüre! Langsam schieben wir unsere Fahrräder zum Tor, zwei Kühe dort in der Nähe erschrecken dann doch noch und rennen davon, sie haben Angst vor uns und sind gar nicht angriffig!
Also, Weiterfahren und Weitersuchen, nach etwa 2 Minuten überholt uns die Guardia civil! „Schon wieder die, die kontrollieren uns!“ Ist Martin überzeugt. Also muss der Schlafplatz gut ausgewählt sein, wir wollen nicht gefunden werden. Aber heute brauchen wir Geduld und Füdli, es dauert noch einmal 20km bis wir an einem verlassenen Picknick-Platz vorbeikommen. Hier kochen wir jetzt mal unser Abendessen, es ist schon nach 20.00 Uhr und wir sind am Verhungern! Und wenn dann bis um viertel nach zehn keiner kommt, stellen wir unser Zelt hier auf! (dann wird es dunkel)
Der Platz ist perfekt, ein Bach ist gerade nebenan, es hat Tische und Bänke aus Stein. Wir sind nahe der Strasse, aber niemand kommt am Montagabend, um zu grillieren. Auch hier haben wir wieder keinen Empfang ins Telefonnetz, vielleicht schlafe ich deshalb so gut? Die Nacht beginnt mit einem Froschkonzert, aber bald kehrt Ruhe ein, nur die Nachtigall singt und ab und zu hören wir einen Kauz.
Am Morgen wecken uns die Vögel mit ihrem Gezwitscher, es ist sehr friedlich, wir trödeln herum und frühstücken ganz gemütlich. Die Fahrt ins nahe Dorf ist kurz, wir stocken unsere Vorräte auf, die Entfernung der Dörfer wird hier immer grösser! Wir sind in der Extremadura, die ist im Frühling extrem schön!