Heimweg

Am 8. August laden wir unsere Fahrräder in den Zug und fahren mit der Bahn bis nach Nürnberg. Nochmals kommen wir in den „Genuss“ des Bahnfahrens während der Gültigkeitsdauer des 9€ Tickets. Sehr günstig, aber auch sehr nervig, viele Leute, noch drei andere Reisende mit vollbepackten Rädern,  deshalb kaum Platz, Stress zum Ein- und Aussteigen, da die Züge Verspätung haben und immer alles schnell gehen muss. Aber alle helfen allen und so stehen wir um 17 Uhr wohlbehalten auf dem Bahnsteig in Nürnberg.

Nachdem wir die Stadt verlassen haben, mit einigen Umwegen wegen Baustellen, sind wir endlich raus und in der Natur, am alten Ludwig-Kanal, wo wir auf einem kaum mehr sichtbaren Waldweg unser Zelt aufstellen, nachdem wir am Picknicktisch in der Nähe noch unser Abendessen gekocht haben. Trotz Autobahn in der Nähe können wir gut schlafen und uns von den Strapazen des Zugfahrens erholen.

sogar eine Jacke brauchts frühmorgens!

Im kühlen Morgengrauen des nächsten Tages fahren wir wieder los, wir wollen vor der Nachmittagshitze ein paar Kilometer hinter uns bringen. Es ist eine sehr schöne Fahrt, der Kanal erinnert uns sehr an die Kanäle in Frankreich. Die Dörfer sind hinter dem Wald versteckt, das Wasser spiegelt die Bäume und den Himmel. Irgendwo auf einem Spielplatz machen wir Yoga und essen unser Frühstück. Wir sind allein, das “normale“ Leben spielt sich anderswo ab. Mal läuft ein Jogger vorbei, später kreuzen wir eine Spaziergängerin mit Hund und ein Paar auf Rädern begegnet uns bei einer Brücke.

Der alte Ludwigkanal wird kaum mit Booten befahren, wir sehen auf jeden Fall keine. Am Nachmittag kommen wir an die Zusammenführung mit dem Main-Donaukanal, der breiter ist und mit Schiffen befahren wird. Wir biegen dann aber ins Altmühltal ab und fahren noch ein paar Kilometer durch das schöne Tal, bis wir an einer Kanu-Raststation unser Zelt aufschlagen. Mit einer Familie mit zwei kleinen Kindern, die auch mit den Rädern Urlaub machen, geniessen wir hier den lauen und ruhigen Abend, ein Bad im Bach inklusive. Nach einem schön gemütlichen Frühstück mit den anderen und einer tollen Yogasession „gondeln“ wir durch das Tal, das sich durch die Hügel schlängelt. Es hat recht viele Radler unterwegs, es ist bekannt für seine schönen Radlerstrecken und Kanutouren. Fast in jedem Dorf gibt es Bootsrastplätze oder Campingplätze und Bäckereien, wichtige Einrichtungen für uns;) In Dollnstein sind wir dann nicht ganz allein, der Zeltplatz ist für viele Kanuten Start- oder Endpunkt, auf jeden Fall sind hier die Böötler in der Überzahl.

Und dann sind wir endlich an der Donau! Etwa 20km vor Donauwörth gibt es einen hässlichen Anstieg, der Radweg führt der Hauptstrasse entlang, aber da gibt es auch eine Brücke, ein Stauwehr und viele Waldwege. Wir nehmen die zweite Variante und gratulieren uns für diese Entscheidung. Ein schöner Weg ohne Verkehr und viel Schatten! Genau was wir brauchen. Beim Kanuclub-Donauwörth gibt es wieder einen Platz zum Zelten und ganz in der Nähe einen Bio-Supermarkt, wo wir unsere Vorräte aufstocken. Als wir vom Einkauf zurückkommen, haben schon einige Radfahrer ihr Zelt aufgeschlagen. Also hier sind wir klar in der Überzahl. Ja, der Donauradweg ist in dieser Jahreszeit wirklich sehr bevölkert mit Radlern, die vollbepackt in die eine oder andere Richtung fahren.

Nun ja, auch wir wollen weiterkommen, Ulm ist schon nahe, aber trotzdem noch weit. Sicher werden wir irgendwo wild zelten, der Radweg geht fast ausschliesslich dem Fluss entlang. Am Mittag machen wir eine längere Pause an einem kleinen Bächlein hinter dem Damm, wunderbar um Füsse und Beine abzukühlen.

Die Strässchen auf dem Damm sind fast alle ungeteert, der feine Staub setzt sich überall fest, an uns und an den Fahrrädern, da ist ein Bad unterwegs sehr willkommen. Bei der „Radlertankstelle“ in Offingen füllen wir unseren Flüssigkeitsbedarf nach, es ist schon 18 Uhr und bald werden wir kochen und einen Schlafplatz suchen. Aber Plätzchen gefallen uns keine, gegen 19 Uhr entschliessen wir uns, zu kochen und zu essen, bevor wir nur noch schlechte Laune haben. Bei einem Picknicktisch packen wir unsere Sachen aus, schnipseln unser Gemüse und kochen uns ein Abendessen. Leider sind wir sehr nahe an einer Autobahn, der Lärm ist unausstehlich. Hier das Zelt aufstellen geht nicht. Da mache ich ja kein Auge zu. Deshalb packen wir mit vollem Bauch zufrieden unsere Räder und fahren los, es geht ja noch lange bis es dunkel wird. Oh ja, das ist ein grosser Vorteil, im Sommer unterwegs zu sein, da sind die Tage so lang! Wir fahren Richtung Westen, in den Sonnenuntergang, ein wunderschönes Gefühl breitet sich in mir aus, ich könnte ewig fahren. Und so kommt es, dass wir uns entscheiden, bis nach Ulm zu fahren, denn auch da hat es einen Kanuclub, wo wir unser Zelt aufstellen können. Um 22 Uhr kommen wir an, finden zuerst den Eingang nicht, Das Restaurant nebendran hat noch geöffnet und so kommen wir sogar um diese Zeit noch zu einem wohlverdienten Feierabendbier, nachdem wir schnell unser Zelt aufgestellt haben. Bezahlen werden wir morgen, wenn dann ein Mann vom Club herkommt, wir werden hier einen Pausentag einlegen. Fast 90 km sind wir gefahren, unser Rekord!

Ulm ist wirklich eine Besichtigung wert, wir spazieren der Donau entlang und durch die Altstadt. Nach dem langen Tag auf dem Sattel gestern gar keine schlechte Idee.

Dann aber zieht es uns doch weiter, die nächste Nacht verbringen wir auf der Wiese zwischen den Apfelbäumen eines Biobauernhofes, ganz allein sind wir da.

Dafür wieder Mal Überraschung, in Sigmaringen hat es keinen Platz mehr auf der Zeltwiese für uns! Was? Das ist schon komisch, einmal sind wir allein und dann wieder alles voll? Wir dürfen aber selber schauen gehen, und wirklich, ein Gedränge auf der klitzekleinen Zeltwiese! Aber unser Zelt ist ja klein, deshalb dürfen wir es auch noch aufbauen. Da fast alle mit dem Fahrrad unterwegs sind, gibt es kein Problem, die Gespräche ergeben sich ganz von selber. Morgens um Sieben Uhr beginnen die ersten, aufzubrechen und gegen neun Uhr steht nur noch ein Zelt! Die Wiese leer.

Die nächste Etappe wird mir gut in Erinnerung bleiben, aber weniger, weil sie so schön, sondern weil ich das grosse Hindernis auf dem Weg war. Wir sind langsam unterwegs, mit unserem Gepäck und ohne elektrische Unterstützung. Es hat sehr viele Radler, in beide Richtungen, der Weg ist manchmal eng, zu eng um zu kreuzen und gleichzeitig zu überholen. Und geht’s dann noch ein bisschen hinauf, bildet sich hinter mir ein Stau, was viele verärgert und ich das dann auch zu hören bekomme.
Einmal Donau, nie mehr Donau, sage ich mir hier. Oder wir müssen besser schauen, wo die „schönsten“ Strecken des Radweges sind, um diese dann gar nicht zu befahren. Oder noch besser: nicht im Sommer fahren, wenn alle anderen da unterwegs sind.
Die Donau schlängelt sich malerisch durch das enge, Tal, markante Felsen und bewaldete Hügel rahmen das malerische Tal. Und in Sigmaringen steht das grösste und wichtigste Schloss der Region oben auf einem Felsen. Eine touristische Attraktion. Aber das wussten wir noch nicht, als wir da vorbeikamen…
Nun, es wird der einzige Tag sein, wo es so viele Radler hat. Warum nur? Wochenende?

Schon am nächsten Tag sind wir wieder mehrheitlich allein auf der Strecke, in Tuttlingen gibt es eine Gratis-Zeltwiese für die Donauweg-Radfahrer, mitten in einem grossen Park am Stadtrand. Wunderbar! Hier hat es genug Platz für alle die kommen, und es hat sogar Duschen und eine Toilette. bis am Abend stehen dann auch so gegen zehn Zelte und es herrscht eine gemütliche Stimmung.
Ich versuche mich auf den nächsten Tag vorzubereiten und lese von der Donauversinkung. Was ist das? Da gibt es einige Stellen, wo das Wasser der Donau im Boden verschwindet und unterirdisch Richtung Aachtopf/ Bodensee fliesst. Und zwar je länger je mehr Tage pro Jahr! Rekordjahre waren 2011 mit 210 und 2020 mit 240 Tagen wo das Wasser vollständig verschwunden ist. Interessant das ganze! Die Donau wird demnach bald nur noch von Bächen und Flüsschen nach Immendingen gespeist. Ein Kraftwerk mit unterirdischem Stollen führt aber einen Teil des Donauwassers direkt an den Versinkungsstellen vorbei und kurz vor Tuttlingen wieder ins Donaubett hinein.
Eine Versinkungsstelle besuchen wir und sind beeindruckt. Da ist gar kein Wasser im Donaubett, wir spazieren auf die andere Seite und entdecken eine Stange, wo die letzten Hochwasser verzeichnet sind. Und das ist dann wirklich eindrücklich!

In Donaueschingen besuchen wir den Zusammenfluss der Brigach und Breg, den Ursprungsbächen der Donau, was aber eigentlich nicht der Rede wert ist, nachdem wir das alles gelesen haben über die Versinkung. Wegen einer Gewitterwarnung stellen wir unser Zelt auf einem Camping auf, die Dame mahnt uns, das Zelt aber gut zu sichern, da ziemliche Sturmböen angesagt seien. Oh ja, das machen wir, und als sich der Himmel immer mehr mit dicken grauen Wolken füllt, entschliessen wir uns, im Restaurant auf dem Camping zu Essen. Was für eine weise Entscheidung! Als wir ins Restaurant kommen, sitzen noch etliche Gäste auf der Terrasse, aber schon nach 10 Minuten fegt die erste Böe mit reichlich Regen daher und dann sind alle drinnen. Puh, da sind wir jetzt richtig froh, nicht im Zelt zu sitzen. Es stürmt und donnert fast eine halbe Stunde lang, bis sich das Unwetter verzieht. Unser Zeltnachbar aus dem Einmannzelt (wir sagen manchmal Sarg, weil diese Zelte so niedrig sind) erscheint pitschnass im Restaurant, er ist etwas nach uns angekommen. Und als wir dann zu unserem Zelt gehen, nachdem es aufgehört hat zu regnen, sehen wir noch ein zweites so kleines Zelt stehen, da ist wahrscheinlich nichts trocken geblieben. Unseres hat tiptop gehalten, wir können in unsere trockene Höhle schlüpfen und im Schlafsack einmummen. Wunderbar. Die Abkühlung hat gut getan und der Schlafsack macht endlich wieder einmal Sinn.

Von da ist die Heimreise nur noch ein Klacks, denken wir. Aber da hat es dann doch noch ein paar Hügel und Tälchen, die wir etwas unterschätzt haben. Auf dem Strässchen im Tal der Wutach sin wir mehrheitlich allein unterwegs, aber es ist so steil, so dass ich wieder mal schieben muss. Oben gibt es dafür einen Picknickplatz mit schönem Blick ins Tal und über die Wutachflühen.

und da sind wir schon am Rhein

In Waldshut stellen wir ein letztes Mal unser Zelt auf dem Camping auf, das Wetter wird unbeständig und regnerisch. Wir packen aber trotzdem nochmal alles aufs Rad und fahren in die Schweiz, Richtung Zuhause. Als wir aber ein paar Stunden später in Brugg ankommen sind wir so nass, dass wir uns entscheiden, sofort den Zug zu nehmen und direkt nach Hause zu fahren. Und so endet unsere vorerst letzte Reise mit unseren Rädern.

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