Wanderung
Um 9 Uhr morgens werden wir abgeholt von Beatriz, fahren zu Jorge, der auf dem völlig überbauten Hügel bei Playa San Juan lebt. „Der mit Abstand bekannteste und längste Strand und ein sandiger Traum“ laut Marco Polo Reiseführer. Für uns nur ein Stück weitere völlig verbaute Küste. Beatriz erklärt uns, dass hier früher Dünen! waren, durch den Bau von den Hochhäusern (dadurch Abbau von Sand) sich der Wind verändert hat und das Meer dann den Sand fast ganz weggespült hat. Mit Bulldozern mussten sie den Sand aus dem Meer schaufeln und wieder einen neuen Strand anlegen.
Ach die Menschen!!!!!
Jorge zeigt uns seinen kleinen Garten mit Palme, Feigen- und Orangenbaum und erklärt, dass er früher mal von seinem Haus aus das Meer gesehen hätte. Er war einer der ersten, die hier wohnten. Wir pflücken drei reife Orangen, die sind einfach ganz speziell gut! Es ist schliesslich das erste Mal, dass wir Orangen direkt vom Baum pflücken und essen konnten. Wir machen etwas turismo (frei übersetzt Sightseeing), das heisst, die beiden zeigen uns die beste Aussicht auf die Bucht und die Berge im Hintergrund, dann fahren wir noch an einen felsigen Strand, den im Sommer die Nudisten bevölkern, heute sind aber nur einige, Vögel, Fischer und ein paar Taucher da. Schliesslich ist Winter!
Dann geht’s auf die Autobahn, Richtung Cliffs, zuerst kommen wir an der Skyline von Benidorm vorbei, das New York von Spanien, dann Richtung Denia, durch ein paar Dörfer und am Ende dank der Karte auf dem Handy von Jorge durch das Gewirr von Ferienhäusern auf den felsigen Hügeln bis zu einem Strand, von wo aus wir dann zu Fuss weiter können. Die ganze Strasse runter bis zum Strand hat einen Parkierstreifen, für den man im Sommer auch bezahlen muss. Das muss hier extrem viel Volk haben! Aber jetzt wird’s fast nur noch schön und schöner, ein kleiner Wanderweg schlängelt sich den Felsen entlang immer höher hinauf, die Aussicht wird immer besser, einfach wunder- wunderschön! Die Sonne scheint und es sind mindestens 25° warm: Dezember!!! Jorge und Beatriz hatten am Morgen noch beide eine Faserpelzjacke an, die baumeln jetzt am Rucksack, drin hat es keinen Platz.
Der überaus schöne Weg führt zuletzt ganz steil in eine kleine Bucht hinunter, das Ziel ist erreicht. Beatriz genehmigt sich eine Abkühlung im Meer und nachdem Jorge den ganzen Morgen ein Geheimnis über seine „Droga“ gemacht hat, die ihn soviel Zeit gekostet hat, dass es ihm nicht reichte, sich etwas zu essen einzupacken, lüftet er sein Geheimnis: Zuerst kommt eine eisgekühlte Thermosflasche (mit Weisswein aus seiner Heimat Cadiz) aus dem Rucksack, dann Plastik-Sektgläser und dann noch 2 Plastikdosen, in einer Gambas(grosse Crevetten) und in der anderen Cangrejos (Krebse), deren Zubereitung ihn soviel Zeit gekostet haben! Er amüsiert sich köstlich über unser Erstaunen und erfreut sich an unserer Begeisterung für die kulinarische Überraschung, die ihm so geglückt ist.
Wir machen noch ein paar Fotos von den Möwen, die sich wartend in Position gebracht haben, unsere Reste wird ihnen auch noch ein Festmahl abgeben. Als die Sonne hinter dem Felsen verschwindet, brechen wir auf, bevor es kühl wird. (Eigentlich ist gut, dass die Sonne beim Aufstieg nicht mehr so an den Hang brennt, es geht so lockerer aufwärts.)
Müde und glücklich machen wir uns auf den Heimweg, wir sind sehr froh, an dieser Küste noch so schöne fast unberührte Stückchen zu sehen, wir sind ja sonst schon ziemlich ernüchtert.