Abschied von Griechenland
Plötzlich geht alles ganz schnell. Die Hoffnung auf eine direkte Fähre nach Korfu hat sich zerschlagen. Dieses Jahr sind solche Verbindungen nur über Patras möglich. Aber wenn wir nach Patras gehen, könnten wir auch nach Italien. Venedig? Ancona? Bari?
Aber halt, jetzt von Anfang an:
Von Argostoli fahren wir nach Sami, eine schöne Fahrt, frühmorgens noch vor sieben Uhr ist alles gepackt, damit wir vor dem Frühstück losfahren können. Und da, als ich aufsteigen will, bemerke ich bei meinem Vorderrad einen Platten!! Sch… !!! Wertvolle kühle Zeit geht verloren, genau 20 Minuten, dann hat Martin den Schlauch gewechselt und wir können wirklich los! Die ersten zwei Stunden fahren wir fast alles im Schatten der Hügel, wir nehmen extra den längeren Weg dafür. Es geht hoch auf 250 müM. Sanft steigt die Strasse der Küste entlang in die Höhe. So ist es am Schönsten zu fahren. Irgendwo in einem kleinen Dorf genehmigen wir uns einen Kaffee und Croissants. Eine Banane hat schon vorher die Energiereserven aufgefüllt. Nach jeder Steigung kommt auch eine Abfahrt, auf der anderen Seite geht es wieder runter auf Meeresspiegel. Schön, den Fahrtwind zu spüren. Die letzten 15 Kilometer sind dann der Küste entlang, ist es jetzt sehr heiss, Mittagszeit! In Sami installieren wir uns auf dem Camping, ganz unter den schattigen Bäumen. Hier sind die Sanitäranlagen viel besser ausgerüstet, so wie wir uns vorstellen, dass es sein müsste: Seife, Toilettenpapier und aussen bei den Türen Desinfektionsmittel, hier hat es sogar Papierhandtücher. In Sami machen wir uns schlau über all die Möglichkeiten weiterzufahren, wir haben eigentlich gedacht mit einer direkten Fähre nach Korfu zu fahren. Aber die fährt eben nicht, alles gecancelt. So buchen wir kurzerhand die Überfahrt nach Patras und von da aus gegen Abend die Fahrt nach Bari! Die Entscheidung fällt für die kürzeste Verbindung, Fähre fahren ist nicht unser Ding. Und diesmal sind wir fast die einzigen Touristen auf dem Schiff! Meine Befürchtung im Dezember, dass ich die einzige Frau sein werde auf dem Schiff, hatte sich damals nicht erfüllt, diesmal aber sind fast nur Lastwagenchauffeure auf dem Schiff, die Decks sind voll mit diesen riesigen 40Tönnern. Eine Kabine buchen ist obligatorisch, es gibt gar keine Diskussion diesmal.
Die sieben Monate in Griechenland haben ihre Spuren bei uns hinterlassen, trotz Sprach- und Leseschwierigkeiten hat es uns sehr gut gefallen. Dank der Gastfreundschaft von unseren Freunden in Petalidi nehmen wir viele gute Erinnerungen mit! Trotz Quarantäne und Lockdown.
In Patras müssen wir unsere Tickets abholen, die müssen auf Papier gedruckt sein. Das Büro in der Stadt verweist uns auf den Fährhafen, da werden wir die Tickets erhalten…gut, dann gehen wir vorher noch im gleichen Imbiss wie im Dezember essen, einen schönen griechischen Salat zum Abschied! Der Hafen liegt etwa 4 Kilometer ausserhalb der Stadt, natürlich ist alles Einbahn und für Autofahrer konzipiert, mit langen Umwegen, aber wir fahren über Parkplätze und Gehsteige, bis wir beim Hafengebäude sind. Dort erhalten wir die Tickets und einen Stapel Formulare zum Ausfüllen, wegen Covid-19 muss über den Gesundheitszustand genau Auskunft gegeben werden.
Die Wartezeit nützen wir zum Umpacken, wir wollen nur zwei Taschen mitnehmen, den Rest lassen wir am Fahrrad. Etwas zu Essen, Kleider und die Flipflops. Dann geht’s zum Security Check:
Ein Polizist kontrolliert unsere Identitätskarten, dann muss alles Gepäck durch die Röntgenmaschine, die Frau entschuldigt sich für die Umstände. Alles ist gemacht für Passagiere zu Fuss, ohne Fahrrad. Der Durchgang hinaus ist so eng, wir müssen all unsere Taschen hinaustragen, bevor wir sie auf das Fahrrad laden können. Die automatischen Türen schliessen jedesmal, und lassen sich von aussen nicht öffnen…deshalb steht der Polizist freundlicherweise in den Türrahmen, damit wir auch die Fahrräder hinausbekommen.
Wir sollen auf einen Bus warten, der uns zur Fähre bringen wird. Da interveniert Martin freundlich und erklärt, dass es für uns etwas einfacher geht, selber hinzufahren, wegen dem Gepäck auf dem Fahrrad… Sie willigen ein, wir dürfen selber fahren, mitten in all den Lastwagen, wow! Ich erinnere mich an all die anderen Überfahrten, die wir schon gemacht haben, zwischen den Autos und Lastwagen einfach hinfahren, auf die Fähre drauf und nirgendwo Kontrollen. Auf dem Schiff wird als Erstes Fieber gemessen, in dieser Hitze fühle ich mich wie mindestens mit 40 Grad! Aber dann Vertrautes, der Platz für die Fahrräder, freundliche Begrüssung der Crew, wir werden zu unserer Kabine gebracht und als erstes steigen wir unter die Dusche! Es ist heiss, das ganze Prozedere stresst halt und ich bin klatschnass vor Schweiss. Das obligatorische Maskentragen auf dem ganzen Schiff macht es auch nicht gerade einfacher. Nach der Abkühlung gehen wir auf Deck und können zuschauen, wie die Lastwagen einparken, auf den Millimeter genau, es ist faszinierend!
In der leeren Bar genehmigen wir uns ein Bier, es gibt sogar ein paar Nüsschen dazu… (Preisvergleich: am Mittag assen wir ein ganzes Menu mit zwei Getränken für 11 €, jetzt bezahlen wir 9€ für zwei Bier mit Beilage!)