Ausflug in die “Berge”
An einem Sonntagmorgen haben wir abgemacht um eine kleine Tour in die Hügel hinter Alicante zu machen. Wir treffen Neus und Ale in El Campello, wo die beiden wohnen. Da wir etwa 15 Kilometer fahren müssen, bis wir dort sind, rechnen wir etwas mehr Zeit ein, und sind dementsprechend früh dran. Nach einem Kaffee, den wir auf einem kleinen Sonntagsmarkt im Dorf trinken, läuten wir an Ihrer Türe, immer noch etwa 30Minuten zu früh. Aber es ist immer noch ziemlich frisch und wir denken, wir könnten ein bisschen früher losfahren. Aber wir sind definitiv zu früh, Die beiden sind noch im Pijama, und wirken gerade etwas gestresst. Aber wir versichern ihnen, dass wir unten warten würden, no hay prisa (es eilt nicht!).
Was wir da noch nicht wissen, dass es ein absolutes No-Go ist in Spanien, auch nur eine Minute zu früh zu erscheinen! Lieber doch ein paar Minuten zu spät, das ist nett und angemessen, der Gastgeber ist ja vielleicht auch ein paar Minuten zu spät.
Nach 10 Minuten erscheinen sie und wir fahren gemütlich los. Während der Fahrt entstehen interessante Gespräche, wir fahren zu zweit nebeneinander, es hat fast keinen Verkehr. Langsam windet sich die Strasse in die Höhe, ich muss mich aus meinen „Zwiebelschalen“ befreien, gerade richtig vor einem ziemlichen Anstieg, der aber zu einem kleinen Dorf führt, das da auf einem Hügel thront. Die Runde durchs Dorf zeigt die typischen Gässchen, ein Hotel und ein paar Bars, auf einem Platz findet gerade eine Open-Air Messe statt, es hat recht viele Leute, Kinder wuseln umher, einige sind mit dem Pony-Wägelchen gekommen, die jetzt auch auf dem Platz stehen und es sieht richtig gemütlich aus.
Die Temperaturen sind unterdessen auf 20Grad geschritten und wir fahren weiter ins nächste Dorf, Hügel runter und den nächsten Hügel wieder hinauf. (in meinem Innersten bin ich absolut glücklich, dass wir nur eine Tasche mit dem Notwendigsten dabei haben und nicht all unser Gepäck, das wäre sonst eine ziemliche Plackerei!) So aber geniesse ich diese Auf- und Ab-Fahrt in vollen Zügen, ich spüre, dass das tägliche Fitness-Training seine Wirkung zeigt. Auch Aigües hat seinen eigenen Charme, ein kleines Dorf, die Häuser stehen auf dem Hügelkamm und auf der Plaza wird die Aperitif-Zeit in der Sonne genossen, mit Bier, ein paar Oliven und viel Reden und Lachen.
Wir fahren noch ein paar Kilometer weiter, Alejandros Vater hat hier oben eine Parcela, einen Garten mit ein paar Bäumen (Oliven, Feigen, Zitronen und Orangen, und ein Mandelbaum der in voller Blüte steht!).Ein kleines Haus mit Terassen an der Sonne und im Schatten und eine Barbacoa (separates Häuschen mit Grillplatz und Küche) runden Die Parcela ab. Der Wasser-Haupthahn wird angedreht, einige Pflanzen müssen gewässert werden und dann packen wir unser Picknick aus, wir haben nämlich schon vorgängig abgemacht, dass wir etwas mitbringen zum Teilen.
Schnell noch den Tisch an die Sonne und schon stehen da: Tortilla mit Artischocken, Kartoffelsalat, Jamón und Manchego-Käse mit Brot und Bier, wir schlemmen, was das Zeug hält! Alejandro meint, er müsse nur kurz aufs Velo steigen und schon packe ihn den grossen Hunger! Wie Recht er hat!
Aber heute waren wir nicht nur kurz auf dem Velo, wir haben gut 500 Höhenmeter in ca. 20km geschafft, der Ausblick von der Parcela ist überwältigend schön, man sieht weit unten sogar das Meer! Das Plätzchen ist ein wahres Paradies!
Die Zeit vergeht im Nu, schon bald steht die Sonne schräg und langsam spüren wir, wie es langsam überzieht und aus der Wärme der Sonne weht uns ein kühles Windchen um den Kopf. Wir räumen also wieder auf, „müssen“ noch die Orangen vom einen Baum pflücken, das füllt uns alle Taschen, das Wasser abgedreht, die Türen verschlossen, und ab geht’s, jetzt auf einem anderen Weg Richtung Meer- fast nur noch hinunter! Alle Kleider haben wir montiert, ich sogar die warmen Handschuhe, zum Glück. In kürzester Zeit sind wir in El Campello angekommen, es war einfach ein wunderschöner Tag! Danke, Ale und Neus, dass wir dieses Plätzchen kennenlernen durften!
Wir fahren allein gemütlich den Weg wieder zurück, es ist ein Camino, der hinter den Strassen durchgeht und sehr schön zum Fahren ist, auch wenn es schon recht kühl ist und langsam dunkel wird. Die Stimmung ist wunderbar, perfekt, so in die Abenddämmerung zu fahren.
Und ich freue mich auf die Zeit, wenn wir dann wieder unterwegs sind und wir wieder jeden Abend in der Natur verbringen können!