Cordillera Cantabrica
Wir entscheiden uns, eine Höhle zu besuchen, die in den Bergen 60km nördlich von Leon liegt. Wir wollen weg vom Camino und den Pilgern. Es gibt noch ein anderes Spanien.
Gerade als wir auf einem Radweg Leon verlassen, bekommen wir Begleitung von zwei älteren Fahrradfahrern, sie machen diesen Weg 2-3 mal pro Woche und spontan begleiten sie uns bis zur grossen Strasse, die wir etwa 25km ausserhalb der Stadt nehmen werden. Die Fahrt vergeht im Flug, und wir freuen uns, dass wir so nette Begleitung haben.
In Valporquera befindet sich der Eingang der Tropfstein-Höhle auf über 1300 Metern, im Dorf vorher lassen wir unser Gepäck auf dem Camping zurück, die 400 Meter Höhenunterschied fährt sich auf 10km doch einfacher als mit Gepäck. Wir bekommen fast etwas heimatliche Gefühle, es hat steil aufragende Felswände und eine eindrückliche Schlucht, die wir zu durchqueren haben. Da gefällt uns diese Gegend doch sehr. Die Höhle ist gut besucht, wir schliessen uns einer spanischen Gruppe an, die mit dem Bus hochgefahren wurde. Schulklassen kommen reihenweise, Dann hat es Adventure-Gruppen, die mit Helm und Neopren-Anzug in den unteren Teil der Höhle gehen und dort mit einem Unterwasserfluss durch die Gänge zu einem anderen Ausgang gehen. Wir begnügen uns mit einier ganz normalen Tour, die 1 gute Stunde geht. Die Formen, die die Natur da zustande gebracht hat, sind beeindruckend.
Die Gegend gefällt uns so gut, dass wir Lust bekommen auf mehr Berge und Felsen. Wir entscheiden uns, in der Region weiter herum zu fahren. Da hat es auch verschiedene Zeltplätze und die Nebenstrassen sind gerade noch fahrbar, und haben nur wenig Verkehr. Den höchsten machen wir an einem nebligen, feuchtwarmen Morgen, der Schweiss trieft nur so, obwohl wir keine Sonne haben. Wir entscheiden uns, den Helm auf den Gepäckträger zu schnallen, das erste Mal auf unserer Reise, dass wir ohne Helm auf dem Kopf fahren! Aber mein Gehirn hätte sonst angefangen zu kochen!!!
Seht ihr, iwir sind halt schon stolz, dass wir einen Pass geschafft haben! (Auch wenn es nur 1625m sind)
Wir lassen eine ganze Herde Kühe an uns vorbei, sie haben solche Angst vor uns, dass einige lieber im steilen Bord laufen, als mit 10Meter Distanz an uns vorbei. Auf dem Weg runter müssen wir dann fast alle Kleider anziehen, es ist so kühl, wenn‘s abwärts geht. Und das fast für 28 Kilometer.
Eine ganze Weile pedalen wir an einem Stau-See entlang, er ist riesig, mit vielen Armen in die Täler rein, irgendwo ist eine Staumauer. Die Bergkulisse ist gewaltig und erinnert mich irgendwie an zuhause, Matterhorn und Justistal nebeneinander…
Der Camping von Riano ist auf dem Hügel über der kleinen Stadt, die, wie wir erfahren, erst seit 1987 existiert! Alt-Riano und noch 6 andere Dörfer sind nämlich im See versunken, nachdem die Mauer gebaut wurde. Und nicht nur versunken, nein, die Dörfer wurden, bevor gestaut wurde, mit Bulldozern und Dynamit dem Erdboden gleichgemacht (so hat es uns die Frau in der Tourist Information erzählt und auf einem Foto des alten Dorfes zeigt sie uns ihr Haus). Viele ältere Menschen seien nie mehr zurückgekommen, meint sie. Ja, und der See bringe überhaupt nicht das, was damals versprochen und erhofft wurde. (Elektrizität?, Tourismus?)
Wir verbringen hier einige Tage, trotz empfindlicher Frische in der Nacht, wir sind auf 1000müM, das spürt man. In der Sonne wird es einem schnell warm, aber wenn der Wind weht, müssen wir im Zelt sitzen und essen, sonst muss ich noch die Winterunterwäsche hervorkramen!
Wir suchen uns einen Weg durch die Berge, ohne zu hohe Pässe, einigen Stauseen entlang, durch mehr oder weniger bewohnte Dörfer, es ist eine wunderschöne Tour, die uns schlussendlich nach Cervera de Pisuerga bringt, ein Städtchen, das wie Bern „Lauben“ hat, und auf uns sehr gemütlich wirkt.
Es wird in keinem Reiseführer erwähnt, hat nur ein wenig lokalen Tourismus, und der Chef des Restaurants auf dem Camping kocht für die (Camping)Gäste ein Menu, auch wenn es eigentlich geschlossen ist. Für die Lokalbevölkerung ist die Bar offen und die ist gut besucht. Wir essen hier zweimal wunderbar!
Und wir haben endlich entschieden:
Tickets für die Fähre nach England gekauft!
Es hat mich etwas Überwindung gekostet, diese Entscheidung zu machen: Wenn ich nämlich auf die Wetterkarten schaue, regnet es nur auf der Insel!
Den hättet ihr hören sollen! Der war etwas von wütend! wir wollten schon umdrehen, weil er sich gegen uns wandte, aber dann rannte er das Bord hinauf, und von unten her kam ein anderer “Muni” daher!
Die Fahrt von 1000müM bis runter auf etwa 50 bewältigen wir in 2 Tagen, Reinosa ist ein Besuch wert. Auch dieses Städtchen hat wenig Tourismus, nur die Quelle des Ebros ist hier in der Nähe. (Der Ebro ist der Fluss, der zwischen Barcelona und Valencia ein riesiges Delta aufgeschwemmt hat, es ist jetzt ein Naturreservat.)
Kaum sind wir auf Meereshöhe,überzieht der Himmel und es beginnt sogar zu nieseln. Es wird sehr feucht hier!