Pläne ändern sich!

 

Bei noch frischen Temperaturen verlassen wir “unsere” Wohnung, verabschieden uns von Fran und dann fahren wir los, wir wollen zum Stausee, wo wir vor zwei Wochen mit Jorge und Manu waren. Hier wollen wir unseren Start zelebrieren. Wir haben uns nämlich vorgenommen etwas mehr wild zu zelten, die Natur zu geniessen!
Die ersten Kilometer müssen wir uns an das Gewicht gewöhnen, Die Räder sind einiges schwerer als die letzten drei Monate! Die Steigung bis nach Aigues schaffen wir recht gut, und die Strecke bis zum Stausee ist dann wirklich sehr schön. Zwar haben wir nur etwa 30Km gemacht, aber zum Anfangen ist das genug, und wir wollen hier ja etwas Zeit haben. Schon die Platzsuche gestaltet sich ein wenig schwierig, da überall, wo es Plätzchen hätte, viele Scherben rumliegen. Die Spanier glauben wohl, wenn sie die Flaschen zerschlagen, verschwinden sie dann von selbst! Schade! Es wäre so schön hier, wenn alle Leute ihren Müll wieder mitnehmen würden. Wir finden aber einen Platz, sammeln die Scherben auf und richten uns ein.
Es ist Freitagnachmittag, noch hat es ziemlich viele Velofahrer und sogar ein Motorrad fährt durch, eigentlich ist die Strasse gesperrt und über die Staumauer können nur Fussgänger und Velofahrer-das kümmert die Motorradfahrer aber nicht, sie fahren auch durch. Nach kurzer Zeit kommt ein Pärchen, das etwas enttäuscht ist, dass wir diesen Platz besetzt haben, sie bleiben nicht lange und brausen wieder davon. Etwas weiter oben sitzt auch ein Paar, die palavern bis es Nacht wird, dann setzen auch sie sich auf ihr Motorrad und fahren davon. Es wird halt schon noch kühl, und für die meisten Spanier ist es zu kalt, draussen zu sitzen. Wir geniessen die Ruhe, das Plätschern des Sees, die Schreie der Möwen und dann die Nachtgeräusche, die an so einem Ort immer viel lauter sind, als wenn man auf einem Camping ist. Die Nacht wird dann aber nicht so ruhig, irgendeinmal kommt eine Gruppe junger Leute bis zur Staumauer und lässt laute Musik laufen, es wird laut geredet (die Spanier können, wenn sie in einer Gruppe sind, fast nicht leise reden!) und gelacht, einige Frauen kreischen, aber dann fahren sie auch wieder davon, und haben ihre Flaschen hoffentlich mitgenommen!
  Der nächste Morgen begrüsst uns mit Vogelgezwitscher, die Sonne scheint durch die Äste, es ist einfach herrlich. Wir frühstücken gemütlich, es ist „the best Moment of the Day“!
Wir lassen und Zeit, wir haben kein Tagesziel, einfach ein wenig weiterfahren, bis wir wieder einen so schönen Platz finden. Eine Gruppe Mountainbiker zeigt uns einen Weg durch die Felder, so dass wir kaum auf der grossen Nationalstrasse fahren müssen. Wir durchqueren gemütlich Benidorm, jetzt am Tag zeigt es sein anderes Gesicht, junge Engländer, die mit roten Köpfen und nacktem Oberkörper mit Bierdosen in der Hand über den Paseo wanken auf dem Weg zum nächsten Lokal. Die Damen aufgebretzelt, in viel zu engen Shorts oder Miniröcken, ihre ganzen, etwas überquellenden, Reize zur Schau stellend, sie sind die Queens! Daneben viele Spanier die heute, Samstag, hierhergekommen sind, um zu flanieren, noch ist es Winter, sie sind verpackt in warme Mäntel. Und die älteren englischen Touristen, die in leichten Sommerkleidern auf den Bänken sitzen und die Sonne auf sich wirken lassen. Eine fremde Welt, die uns nicht so gefällt. Wir verlassen diese Stadt, froh, dass es auch noch anderes gibt als diese Scheinwelt.
Etwas später entscheiden wir, nicht wild zu campen, es gibt rundum Benidorm nicht wirklich Wildnis, da ist alles verbaut. Wir fahren mal den nächsten Camping  an, schauen, wieviel der kostet, denn nach Altea kommt die nächste Steigung, einige Kilometer auf der Nationalstrasse, das machen wir lieber am Sonntagmorgen, da hat es sicher etwas weniger Verkehr als jetzt. Und so steigen wir in Albir von den Fahrrädern, steuern die Rezeption an vom Camping“ Cap-Blanch“. Zuerst will die Dame dort 18€, plötzlich aber fragt sie uns, ob wir schon lange unterwegs sind, aha, aus der Schweiz mit dem Fahrrad, oh, sehr gut, darf ich ein Foto machen, das gefällt dem Chef, ihr könnt gratis eine Nacht hier übernachten, wenn wir das Foto auf  Facebook stellen dürfen. Naja, also gut, das tönt ja nicht schlecht, wir sind ja eh schon ein paar Mal in Facebook aufgetaucht (massa critica Alacant)…
Nachdem wir uns einen Platz ausgesucht haben, darf ich noch einen kleinen Bericht in spanisch über unsere Reise schreiben, das hätte sie gerne. Gut, ich kürze unsere Reise ab, das würde dann doch zu viel. Wir freuen uns sehr über die Geste des Chefs, der uns einfach so gratis campen lässt, ohne dass er uns selber gesehen hat! Unsere Nachbarn auf dem Camping sind Deutsche, die den ganzen Winter hier verbringen, sie laden uns ein auf einen Tee, nach dem Abendessen, und wir dürfen mit ihnen den ganzen Abend im windgeschützten, warmen Vorzelt sitzen und plaudern.
Die Fahrt auf der Nationalstrasse geht dann wie geplant sehr gut, es hat nur wenig Verkehr am Sonntag, wie vorausgesehen. Calpe schauen wir uns nur von oben an, an Teulada fahren wir auch vorbei und Xabia, das auch sehr schön sein soll, lassen wir auch rechts unten liegen.
In den letzten Tagen haben wir uns genau über die Wetterlage informiert, immer wieder wurden wir gewarnt von den Gewittern und Regenstürmen, die im Frühling über Mallorca wüten. Und genau so eine Gewitterwelle ist im Anmarsch, die ganze nächste Woche will es gar nicht gut dort. Da ändern wir kurzum unsere Pläne, die Fähre von Denia aus wäre sowieso nicht so ideal gewesen, die kommt nämlich nachts um 1.15 Uhr in Palma an, und die Nächte dort sind noch so um die 6-8 Grad, weit und breit kein Camping, und für eine halbe Nacht ein Hotelzimmer suchen ist auch nicht gerade der Hit. Von Valencia aus hat es auch noch Fähren (sogar günstiger im Preis und den Abfahrtszeiten) oder dann von Barcelona aus. Wenn wir auf diese Insel fahren, möchten wir einigermassen schönes Wetter antreffen.
Und so fahren wir auch an Denia vorbei. In kurzen Etappen fahren wir Richtung Valencia, übernachten noch einmal wild, fast in den Dünen, zwischen Schilf und hohen Oleanderbüschen. Wenn ich solche riesige Büsche sehe, denke ich oft an unseren Nachbarn, der liebevoll jeden Winter seine Oleander in den Keller zügelt und im Frühling wieder in die Sonne, die aber doch nur etwa 1,50 Meter hoch werden. Und hier wird diese Pflanze fast zum Unkraut. Wenn es nicht geschnitten wird wächst es gut und gerne bis zu 5 Meter in die Höhe!
In dieser Nacht rauscht das Meer schön laut, es ist ganz nahe hinter den Dünen. Die Tage sind sehr sonnig, aber es hat fast immer Wind und der ist einfach noch kühl, deshalb sitzen wir, sobald wir am Schatten sind oder wenn die Sonne untergegangen ist, mit unseren Daunenjacken und den Faserpelzkäppis da. Schliesslich haben wir vor langer Zeit im Tauchkurs gelernt, dass der Mensch über den Kopf am meisten Wärme verliert! Wir suchen die schönsten Wege und fahren lange durch schöne Orangen-, Mandarinen- und Zitronenbaumfelder, es ist die Zeit der Blüte und der Duft ist einfach umwerfend gut, ich möchte am liebsten einmal eine Nacht unter diesen Bäumen verbringen, so gut duftet es! Leider sind hier viele Zäune und verschlossene Tore, oft hat es Hunde, die die Parcelas bewachen, und das gefällt mir dann wieder weniger.
Naturschutzgebiete wechseln sich ab mit den meistens ausgestorbenen Ferienretorten-Orten, die wir schnell wieder verlassen. Valencia durchqueren wir, diese Stadt gefällt uns zwar sehr gut, aber es ist uns nicht nach Stadtbummel zumute, deshalb verlassen wir sie, Richtung Norden. Ach ja und die Gewitterlage über Mallorca hat sich noch nicht bemerkenswert verschoben, deshalb fahren wir jetzt mal bis nach Barcelona mehr oder weniger der Küste entlang weiter. Die Wetterlage bestimmt unsere Route, Auch im Hinterland hängen die Wolken tief und die Sonne ist eher ein seltener Gast, deshalb lassen wir auch das Hinterland lieber links liegen.

 

4 Comments on “Pläne ändern sich!

    • Hola Juanmi
      Gracias para el comentario! no se si la pagina traduce algo, pero entendimos bien;-)
      Esperamos que podias reparar el buje trasero! Buen viaje a ti tambien!
      Saludos Barbara y Martin

  1. ¡Hola!
    Soy Juanmi. El cicloviajero que distes alojamiento en Alicante.
    Os escribo desde Madrid. La rotura del buje trasero, me va hacer estar aquí casi 1 semana. Luego continuaré hacia Tarragona.
    Atravesé la costa de sol hasta Valencia y luego me dirigí hacia Cuenca buscando algo de naturaleza.
    La costa valenciana está demasiada construida para mí aunque el tiempo es genial.
    Atravesar Cuenca ha sido maravilloso. Está muy despoblada. Los bosques desciende por las montañas hasta el borde de la carretera. No hay nada de ruido y pueden pasar horas hasta que te pasa un coche.
    Os deseo lo mejor en vuestro viaje.
    Os sigo.
    ¡Disfrutad!

  2. Hallo ihr zwei! Ich war gerade mal wieder ein Viertelstündchen mit euch unterwegs – spannend.
    Am warmen Wetter können wir uns endlich auch freuen, aber der Duft der blühenden Zitronen- und Orangenbäume fehlt mit dieses Jahr wirklich!
    Liebe Grüsse aus der Schweiz
    Marianne

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